
geschrieben 2025 von Florian Link (Hanswurst).
Veröffentlicht: 04.04.2025. Rubrik: Fantastisches
Wurst- und Durstgeschichten - Der Hanswurst und Sternzeit Pommes Null Komma Curry
Der Weltraum. Unendliche Weiten. Und doch nichts anderes als eine weitere Kulisse, die sich der Autor ausgedacht hat, um mich in irgendein absurdes Szenario zu werfen. Also, falls sich jetzt jemand fragt, wie ich hierhergekommen bin: Glaubt mir, ich frage mich das auch. Diesmal also: Star Trek. Sternzeit – vermutlich Pommes Null Komma Curry. Es riecht nach Currysoße und verbranntem Plasma. Ich stehe auf der Brücke der U.S.S. Imbiss ums Eck, und ganz ehrlich, wer diesen Namen genehmigt hat, muss auch nach dem dritten Bier noch weitergetrunken haben.
Vor mir thront der Schorsch auf dem Captain’s Chair. Ja, der Schorsch. Imbisswirt, Philosoph, Meister der Fritteuse – und jetzt anscheinend Raumschiffkapitän. Die Imbiss-Schürze trägt er wie einen Umhang über seiner Sternenflotten-Uniform. Natürlich. Links von ihm sitzt der Hape an der Wissenschaftskonsole und tut so, als wüsste er, was die blinkenden Lichter bedeuten. Er drückt Knöpfe, als wäre es ein Synthesizer auf einer Avantgarde-Performance. Und ich? Ich bin am Steuer – weil, warum auch nicht. Ein Kerl, dessen größte Reise bisher der Weg von der Theke zum Stehtisch war, soll plötzlich ein Raumschiff lenken. Als hätte ich jemals einen Führerschein für ein Raumschiff gemacht. Ich weiß auch nicht, was hier passiert ist. Wahrscheinlich hat der Autor zu viel Science-Fiction geschaut.
Das Piepen des Scanners unterbricht die trügerische Ruhe. Und dann – zack – ein klingonisches Schiff auf dem Hauptbildschirm. Groß, düster, zähnefletschend. So wie man es halt kennt. Noch bevor ich „Frittierfett und Frohsinn!“ sagen kann, knistert der Funk.
Der Schorsch legt die Stirn in Falten. „Hanswurst, Hape – was meinen die?“ Er schielt auf den Übersetzer. Und da kommt es:
„Qapla’! Ihr Föderations-Weicheier. Wir fordern euch heraus – nicht mit Waffen, sondern mit Geschmack! Was ist das stärkere Gericht: Unser Gagh – lebendig, schleimig und mutig – oder eure seltsame Currywurst mit Fritten?“
Da muss ich kurz schlucken. Gagh – das sind lebende Schlangenwürmer. Klingonisches Nationalgericht. Frisch, schleimig, und vor allem: noch am Zappeln. Und wenn es nach dem Hape geht, sicher irgendein Ausdruck von „kulinarischer Ursprünglichkeit“.
Der Schorsch verzieht keine Miene. „Currywurst mit Fritten ist Herzblut. Gagh ist nur Glibber mit Würmern. Aber wenn die Klingonen ein Duell wollen, kriegen sie eins.“
Die Klingonen grummeln. Der Anführer – sieht aus, als könnte er einen Reaktor mit bloßen Händen zerdrücken – knurrt: „Ihr redet. Wir essen. Beweisen wir es mit einem Duell: Euer Gericht gegen unseres. Wer das andere zuerst aufisst – gewinnt.“
Ich seufze. Natürlich. Ich sehe es kommen: Anstatt einfach weiterzufliegen, muss der Autor wieder eine große Nummer draus machen. Also stehen wir kurz darauf im Transporterraum, und zapp – sind wir alle auf dem klingonischen Schiff. Weil – klar, was sonst?
Wir materialisieren also im klingonischen Speisesaal. Große Tafel, dumpfes Licht, überall Schädel und Klingen an den Wänden – Klingonen haben einfach eine Vorliebe für morbide Inneneinrichtung. Auf dem Tisch steht links ein dampfender Teller Currywurst mit Fritten – rechts eine Schale, in der die Gagh-Würmer zappeln. Man sieht förmlich, dass die Dinger selbst nicht hier sein wollen. Die Würmer… bewegen sich. Ich schwöre, einer winkt mir zu.
Der Schorsch legt los: Schneidet die Wurst mit chirurgischer Präzision und taucht sie in die Currysauce. Ein Bissen, ein Nicken, ein: „Mhm. Perfekte Schärfe. Kross. Vollmundig. Das ist Leben. Sauce hat Wumms. Wie daheim.“
Der Klingone, der gegenüber sitzt, schaufelt das Gagh mit bloßen Händen in sich rein. Er grunzt, die Würmer zappeln im Mund. „Frisch. Mutig. Lebendig. So muss es sein.“ Es schmatzt, und man hört ein leises „Piep“, was mich beunruhigt, weil – hatten die Dinger gerade eine Stimme?
Hape, natürlich, muss es zelebrieren: Er probiert erst die Wurst, dann das Gagh, hält inne, als würde er eine Symphonie schmecken. „Spannend. Hier die Schärfe, die Tiefe, die Erdigkeit des Currys. Dort die rohe, urtümliche Wildheit – das Gagh lebt, es pulsiert! Ein Duell zwischen Zivilisation und Natur. Das ist der ewige Kampf: roh gegen gebraten, Tradition gegen Fusion. Doch beide – ein Ausdruck von Kultur…“
Der Schorsch wischt sich die Currysauce von der Lippe. „Gagh? Mag sein, dass das für euch Tradition ist. Aber eine Currywurst ist mehr als Essen. Sie ist ein Lebensgefühl. Warm, fettig, ehrlich. Ohne Schnickschnack. Und was bleibt vom Gagh? Schleim. Und das schlechte Gewissen, weil es noch gezappelt hat.“
Der Klingonenchef lacht laut. „Mutig gesprochen, Mensch. Doch ihr verwechselt Tradition mit Weichheit. Gagh testet die Stärke des Essers. Kannst du es lebendig besiegen, dann bist du ein Krieger. Deine Wurst? Ist tot, bevor der Kampf beginnt.“
Da mischt sich der Hape ein: „Aber ist nicht genau das die Kunst? Aus etwas Totem, aus schlichter Wurst und Kartoffel, einen Geschmack zu erschaffen, der lebendig bleibt? Vielleicht ist euer Gagh wild, aber unsere Currywurst – die ist Handwerk. Kultur. Erinnerungen.“
Aber jetzt mal ich! Tja, ich stehe daneben und bin hingegen froh, dass ich laut Skript nur zusehen muss. Denn der Autor hat mich diesmal nicht essen lassen. Wahrscheinlich, weil er wusste, dass ich das Gagh direkt wieder retourniert hätte. Aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich nicht trotzdem meinen Senf (ja, den braucht man auch zu Currywurst) dazugeben würde: „Hört mal, ihr Klingonen. Es geht hier nicht darum, was besser ist. Es geht darum, dass jedes Gericht seine Kultur, seine Heimat und sein Herz hat. Eure Würmer sind… na ja… interessant. Unsere Currywurst – ist gelebte Leidenschaft. Und wisst ihr was? In der Vielfalt liegt die Wahrheit. Also wie wäre es mit einem Mix-Teller?“
Stille. Der Klingonenchef mustert mich – dann grunzt er laut. Klingonisches Lachen. „Ihr habt Herz. Also gut. Lasst uns… teilen.“
Ich atme auf. Krieg also abgewendet – mit Pommes und Sauce. So gehört sich das.
Und so, meine werten Leserinnen und Leser, endet diese Mission nicht mit einem Kampf, sondern mit einer gemischten Platte: Currywurst mit Gagh. Eine Fusion, die wahrscheinlich in jeder Galaxie verboten gehört – aber hey, Hauptsache, man bleibt im Gespräch.
Zurück auf der Brücke sagt der Schorsch schließlich: „Na, Hanswurst. Vielleicht hat der Autor diesmal gar nicht so falsch gelegen.“
Ich lehne mich zurück, grinse und denke: „Vielleicht. Aber nächstes Mal bleibe ich trotzdem lieber im Imbiss. Ohne Würmer.“
Ende

