Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
1xhab ich gern gelesen
Geschichte anhörenDiese Geschichte jetzt als Hörbuch anhören!

geschrieben 2025 von Florian Link (Hanswurst).
Veröffentlicht: 21.03.2025. Rubrik: Lustiges


Wurst- und Durstgeschichten - Der Hanswurst im Himmel

Irgendwas stimmt hier nicht, das merke ich sofort. Ich steh nämlich auf einer Wolke. Eine echte Wolke. Fluffig, weich, und so absurd, dass ich sofort weiß: Das kann nur der Autor gewesen sein. Ich hab ihm doch gesagt, ich will im Imbiss bleiben! Aber nein, jetzt schickt er mich in den Himmel. Den Himmel! Keine Ahnung, wie ich hierhergekommen bin. Wahrscheinlich tot. Anders kann ich mir das nicht erklären.

SatirepatzerSatirepatzerWeiß, soweit das Auge reicht. Alles flauschig. Und diese Engelsmusik – die klingt wie ein kaputtes Glockenspiel auf Dauerschleife. Und weil’s hier ja anscheinend einen Betrieb braucht, kommt natürlich auch sofort einer auf mich zu. So ein goldgelockter Engelstyp mit Flügeln, als hätte er sich im Fastnachtsladen verlaufen. Er drückt mir eine Harfe in die Hand. Eine Harfe. Als wäre ich jetzt so ein Alleinunterhalter. Aber echt jetzt? Eine verdammte Harfe? Der Engel schaut mich an, als hätte er mir gerade die heiligste Aufgabe des Universums anvertraut.

„Ja, Kacke“, denk ich, „Der Hanswurst und ’ne Harfe. Klar. Vielleicht soll ich gleich noch einen Wolkentanz aufführen?“

Aber ich kenn das Spiel. Ich weiß, wie der Autor tickt. Der hofft, dass ich mich füge. Aber nicht mit mir. Das mit der Harfe probier ich gar nicht erst. Viel zu kompliziert.

„Leute, ich sag’s euch,“ ruf ich laut in die Wolken. „Wo ist hier die Bar?“

Ein Engel rauscht an: „Hanswurst, hier gibt’s keinen Alkohol. Nur Nektar.“

„Nektar?“ frag ich. „Also Saft? Ernsthaft?“

„Das ist himmlischer Nektar!“ sagt er stolz.

„Ja, ja. Aber hat der Prozente?“

„Null. Hier zählt die Reinheit der Seele.“

Und da platzt mir der Kragen. „Ja, wunderbar. Ein ewiges After-Work ohne Bier. Großartig. Und wo ist die Currywurst? Oder wenigstens was, das nicht nach Blumenwiese schmeckt?“

„Speise der Seligen ist Licht und Liebe,“ flötet der Engel.

Ja, super. Licht und Liebe. Ich verhungere lieber. Und verdurste. Und das ist jetzt der Himmel? Kein Bier. Keine Wurst. Nur Zuckerwasser. Und Engelsgeklimper. Da beschließe ich: Hier muss sich was ändern.

Dann erscheint er: Der Chef höchstpersönlich. Vermutlich der Herrgott.

Groß. Weiß. Majestätisch. Blitze und so. Also das volle Programm. So, wie man sich das halt vorstellt. Und der guckt mich an, als wüsste er genau, dass ich Ärger mache.

„Na, Hanswurst. Was gibt’s hier zu motzen?“

Ich stemme die Arme in die Seiten. „Ganz ehrlich, Chef: Dein Himmel, der hat Verbesserungspotenzial.“

„So?“ Er hebt die Augenbraue. „Und was schwebt dir vor?“

„Na, erstens: Bier. Vernünftiges. Und keine Zuckerplörre. Zweitens: Currywurst. Mit Pommes. Oder Kartoffelsalat, wenn’s sein muss. Aber halt was Gescheites. Und drittens: Stimmung! Ein Himmel ohne einen richtigen Biergarten – das ist doch kein Himmel.“

Der Herrgott schaut mich an. Lange.

Dann sagt er: „Du meinst, mein Himmel braucht … mehr Menschlichkeit?“

Ich nicke. „Genau. Menschlichkeit. Denn weißt du, Chef: Glauben ist ja gut und schön. Aber glauben kann man auch mit einer Currywurst in der Hand. Im Imbiss ums Eck haben wir auch alle Sorten: Linke, Rechte, Junge, Alte, Gläubige, Ungläubige. Und was verbindet uns? Currywurst. Bier. Und Streit über die beste Beilage. Wenn das kein gelebter Glaube ist, dann weiß ich’s auch nicht.“

Der Herrgott guckt mich an, als hätte ich ihm die Zehn Gebote umgeschrieben. „Hanswurst, im Himmel geht es nicht ums Essen und Trinken. Hier geht es um Frieden. Und Harmonie.“

„Aha. Und was ist mit Genuss? Was ist mit dem kleinen Glück? Ein Bier in Ehren und eine Currywurst in der Sonne – das ist doch Frieden, Chef! Mehr Frieden kriegst du nicht mal mit einem ganzen Engelchor hin!“

Der Herrgott schüttelt den Kopf. „Immer diese weltlichen Bedürfnisse. Du verstehst das nicht, Hanswurst. Wahre Erfüllung ist geistig.“

„Ja, ja, geistig. Aber weißt du, Chef: So ein schönes kaltes perliges Bier ist ja auch geistig. Geistreich nämlich. Und eine Currywurst – das ist gelebte Kultur. Essen verbindet. Frag mal den Schorsch. Ohne Currywurst würde der wahrscheinlich die Hälfte seiner Kundschaft verlieren. Außerdem – das sag ich dir mal ganz ehrlich – mit Bier und Wurst wär’s hier oben ein bisschen weniger steril. Ein bisschen mehr… naja… Gesellschaft.“

Und dann passiert’s: Es blitzt. Es donnert. Und plötzlich – ich kann’s kaum fassen – steht da: Ein Himmelbiergarten. Bierkrüge, Holztische, und ein Typ, der verdächtig nach dem Schorsch aussieht, hinter einem Tresen. Und was brutzelt da? Currywürste.

Ich grinse. „Na, Chef. Geht doch.“

Der Herrgott schaut sich das Treiben an. „Hm. Vielleicht hattest du recht, Hanswurst. Ein bisschen mehr Bodenhaftung schadet auch hier oben nicht.“

Doch, gerade als ich mir das erste Bier schnappen will …

Ein Plopp. Ein Sog. Ein Gefühl, als würde ich durch ein Loch gezogen. Und – zack – Ich stehe wieder. Wo? Genau: Im Imbiss ums Eck an meinem Lieblingsstehstammtisch.

Der Schorsch steht auch, wie immer hinterm Tresen. Der Hape raucht. Alles normal. Alles, wie immer.

Ich blinzle. War das ein Traum? Ein Hirngespinst?

„Hanswurst, du schaust aus, als hättest du einen Geist gesehen,“ sagt der Schorsch.

Ich seufze, grinse dann aber breit: „Ach, Schorsch. Sagen wir so: Ich hab einen Himmel gesehen. Aber ich sag dir was: Hier unten … ist’s auch ganz schön.“

Und dann verlange ich vom Schorsch eine Currywurst. Mit Pommes. Und ein Bier. Denn Himmel ist vielleicht schön. Aber zuhause ist’s besser...

ENDE

counter1xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

Mehr von Florian Link (Hanswurst):

Wurst- und Durstgeschichten - Mia und die Zukunft
Wurst- und Durstgeschichten - Der Hanswurst und der Wurststreit
Wurst- und Durstgeschichten - Der Hanswurst und die Fastnacht
Wurst- und Durstgeschichten - Der Hanswurst in der Sauna
Wurst- und Durstgeschichten - Der Hanswurst und das Stadtfest