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geschrieben 2024 von Hanswurst.
Veröffentlicht: 16.02.2025. Rubrik: Lustiges


Wurst- und Durstgeschichten - Der Hanswurst in der Sauna

Der Hanswurst war schon immer der Typ, der jede Gelegenheit beim Schopf packt – vorausgesetzt, es hatte mit Wurst, Bier oder mindestens einer absurden Situation zu tun. Und so war es nicht weiter verwunderlich, dass er an diesem strahlenden Nachmittag den Hape überredete, mit ihm in die Sauna zu gehen. Nicht in irgendeine, sondern in den „Schwitzkasten“. Eine feuchtfröhliche Mischung aus überheizten Räumen, nackten Menschen und einer angeschlossenen Kneipe, die Bier und Schnitzel versprach. Wie könnte man so einem Angebot widerstehen?

SatirepatzerSatirepatzer„Also, Hape. Hör mal“, sagte der Hanswurst, während sie durch den schmalen Eingang des Schwitzkastens gingen, „heut machen wir das volle Programm. Schwitzen, saufen und Schnitzel. Keine halben Sachen.“

Der Hape nickte nur, ein wenig skeptisch, während er sich durch das Foyer bewegte, in dem schon die ersten leicht verschwitzten Körper herumschlichen. Für den Hape war das eher Kunstperformance als Wellness. Die Schwitzkultur, diese bizarre Zeremonie des Nacktseins und des Sich-selbst-Dämpfens, faszinierte ihn auf eine ganz eigene Weise.

„Eigentlich“, murmelte er vor sich hin, „ist das hier alles Kunst. Ein groteskes Spiel mit Körpern, Schweiß und Selbstverleugnung. Nur, dass hier keiner kapiert, dass er Teil des Ganzen ist.“

*

Der Hanswurst ignorierte diese intellektuellen Ausflüge, während sie sich in der Umkleidekabine ihrer Klamotten entledigten und, natürlich ohne große Scham, in das Herzstück des Schwitzkastens traten. Es war wie eine andere Welt. Die Wände dampften, das Holz der Bänke glänzte, und überall glitten die nackten, verschwitzten Leiber über die schmalen Bänke wie glitschige Sardinen oder Nacktschnecken.

Kaum hatten sie Platz genommen, begann der Hanswurst, die anderen Saunagäste zu mustern. Ein älteres Ehepaar saß still in der Ecke, während ein paar Business-Typen mit dem typischen „Ich-bin-zwar-nackt-aber-wir-sind-immer-noch-im-Meeting“-Gesichtsausdruck über Börsenkurse und ihre scharfen Sekretärinnen redeten. Die Atmosphäre hatte etwas Friedliches, beinahe Meditatives. Aber dann kamen drei Typen herein, die den Saunaraum mit ihrer Präsenz füllten. Muskelpakete auf zwei Beinen, mit Tattoos, die aussahen, als hätten sie auf den Seiten eines Comicbuchs gelebt, bevor sie auf die Haut transplantiert wurden. Sie machten sich sofort breit, lachten laut, und man konnte spüren, dass sie sich selbst für die Hauptattraktion hielten.

„Also, was sagst du?“, flüsterte der Hanswurst. „Die Typen sind doch Kunstwerke, oder? Vollgetankt mit Eiweiß und Muskeln.“

Der Hape beobachtete die Bodybuilder fasziniert, als wären sie lebendige Skulpturen aus Fleisch und Eitelkeit. „Mehr Fleisch als Kunst, würde ich sagen.“

Die Sauna füllte sich langsam. Der Raum dampfte, die Luft wurde stickig, und der Schweiß lief in Strömen. Der Hanswurst fing an, unruhig zu werden. „Weißt du, was ich jetzt brauche? Ein Bier.“

Da die Idee, in der Sauna selbst Bier zu trinken, möglicherweise nicht die klügste war, entschlossen sie sich, in die Kneipe zu wechseln, die direkt an den Saunabereich grenzte. Dort erwartete sie, wie versprochen, ein kaltes Bier und ordentliches Essen. Der Hanswurst bestellte für beide: zwei Bier und zwei Schnitzel. „Vielleicht kriegen wir später ja auch noch 'ne Currywurst“, murmelte er versonnen.

*

„Ahh, das Leben“, seufzte der Hanswurst und nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier. „Was will man mehr?“

„Vielleicht“, sagte der Hape nachdenklich, „weniger Testosteron in der Luft. Schau dir die Bodybuilder an, die haben ihren Auftritt noch nicht beendet.“

Denn während sie am Tresen auf ihr Essen warteten, tauchten die drei Bodybuilder wieder auf – sichtlich erhitzt und schlecht gelaunt. Sie warfen finstere Blicke zu den beiden, besonders zum Hanswurst, der das „Ziel“ einer von ihnen geworden war, ohne es überhaupt zu bemerken.

„Glaubt der da drüben etwa, er kann sich einfach in UNSERE Sauna setzen und UNSER Bier bestellen?“, knurrte einer der Typen – der mit dem riesigen Adler auf dem Rücken.

Der Hanswurst, der bis dahin keinen Gedanken daran verschwendet hatte, dass jemand anderes die Sauna als ihr Territorium betrachtete, schaute nur verwundert. „Was meinen die?“

Bevor der Hape etwas sagen konnte, standen die Typen bereits vor ihnen. „Hey!“, rief der Typ mit dem Löwenkopf auf der Brust, „Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Meinst du, du kannst hier einfach so auftauchen, rumsitzen und dann noch unsere Drinks wegpfeifen?“

Der Hanswurst, der sich nichts Böses dachte und schon halb in sein Schnitzel vertieft war, grinste. „Hör mal, Kollege, wir haben doch nur ein Bier bestellt. Kein Grund, gleich einen Aufriss zu machen wie ein wütender Stier.“

Doch es war zu spät. Die Stimmung kippte schneller als ein schlecht gezapftes Bier.

Der Bodybuilder machte einen Schritt auf den Hanswurst zu, und die angespannte Situation eskalierte weiter. „Ich glaube, du brauchst 'ne Lektion im Benehmen“, zischte der Typ. „Wir schwitzen hier seit Jahren. Und du kommst einfach rein, als würdest du dazugehören.“

Der Hape, der mittlerweile klar erkannt hatte, dass Worte wie „Training“ und „Territorium“ in einem völlig neuen, irrationalen Kontext standen, trat einen Schritt zurück. „Du Hanswurst, das hier wird nicht gut ausgehen. Vielleicht sollten wir...“

Doch bevor der Hape den Satz beenden konnte, griff einer der Bodybuilder nach dem Hanswurst und packte ihn am Arm. „Jetzt hör mal zu, Bürschchen“, begann er, doch in diesem Moment, ob bewusst oder nicht, rutschte dem Hanswurst das Glas Bier aus der Hand. In Zeitlupe sah man, wie der goldene Gerstensaft den muskulösen Bauch des Angreifers traf und sich über seinen Bademantel ergoss.

*

Für einen Moment hielt die Welt den Atem an. Dann brach die Hölle los.

Der Typ brüllte auf wie ein wütender Gorilla, und sein Kumpel sprang nach vorn, um den Hanswurst zur Rechenschaft zu ziehen. Doch in einer kuriosen Kombination aus Schreck, Stolpern und purem Zufall wich der Hanswurst im genau richtigen Moment aus. Der Bodybuilder krachte gegen den Tisch, das restliche Bier flog durch die Luft und ergoss sich über die Köpfe der anderen Gäste. Die Kneipe verwandelte sich in ein chaotisches Durcheinander aus schwitzenden, schreienden Menschen und umherfliegenden Bieren.

Der Hape stand da, inmitten der Eskalation, und analysierte das Ganze wie eine absurde Kunstperformance. „Das ist fast wie in einer Installation. Der menschliche Körper in seiner ursprünglichsten Form – brutal, nackt und verwundbar.“

Der Hanswurst, der mittlerweile versucht hatte, sich aus dem Chaos zu retten, landete hinter dem Tresen, während die Bodybuilder versuchten, sich gegenseitig wieder auf die Beine zu helfen. Doch in ihrer Wut und Verwirrung stießen sie ständig ineinander, rutschten auf dem verschütteten Bier aus und schafften es, die halbe Kneipe zu verwüsten, ohne den Hanswurst tatsächlich zu erwischen.

*

Als sich der Staub (und der Schweiß) legte, standen der Hanswurst und der Hape leicht zitternd, aber unversehrt, am Ausgang des „Schwitzkasten“. Die Bodybuilder saßen am Boden, ihre glänzenden Tattoos jetzt von verschüttetem Bier und Schnitzelsauce befleckt, und murmelten wütend vor sich hin.

„Also“, begann der Hape, „das war... seltsam. Aber irgendwie auch lustig. Fast schon eine Reise ins Innere des menschlichen Egos. Und vielleicht war das hier die beste Kunstaktion, die ich je erlebt habe.“

Der Hanswurst grinste breit und klopfte sich den Staub vom Bademantel. „Weißt du, ich dachte ja immer, die Sauna wär nur zum Schwitzen da. Aber das hier – das war wirklich eine runde Sache. Saunatypen sind halt auch nur Menschen. Nackt. Aber Menschen.“

Und so zogen sie von dannen, in Richtung „Imbiss ums Eck“, mit der festen Überzeugung, dass sie am Ende doch immer mehr Glück als Verstand hatten und im Vertrauen darauf beim Schorsch noch ne Currywurst zu bekommen...

ENDE

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