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geschrieben 2025 von Florian Link (Hanswurst).
Veröffentlicht: 21.03.2025. Rubrik: Fantastisches


Wurst- und Durstgeschichten - Der Hanswurst und das Abenteuer mit diesem Drachen

Also, ich sag’s euch gleich: Das hier ist nicht meine Schuld. Ich bin ja eigentlich ein bodenständiger Kerl. Ich brauch keine Magie, keine Schwerter und schon gar keine Quests, um mir das Leben komplizierter zu machen, als es ohnehin schon ist. Und doch stehe ich jetzt hier, inmitten von Aventurien, dieser DSA-Rollenspielwelt, in die der Autor mich reingeschubst hat. Ich meine, ich weiß nicht mal, wie ich hier gelandet bin – wahrscheinlich nach ein paar Bier zu viel in der Tristessa auf dem Tisch eingenickt und zack! Plötzlich ist alles voller Drachen, Schwertkämpfer und Zauberer.

Und was bin ich? Ein Thorwaler. Klar. Ein bärtiger Riese mit einem riesigen Schwert auf dem Rücken, einem Helm mit Hörnern drauf und der Statur eines muskelbepackten Seefahrers, der aussieht, als könnte er Bäume mit bloßen Händen ausreißen. Ich mein, immerhin hat mir der Autor nicht irgendeinen feingliedrigen Magiercharakter aufgedrückt. Aber trotzdem: Ich hätte einfach gern mal wieder eine normale Nacht, in der ich träume, dass ich eine Currywurst esse und nicht durch irgendeinen finsteren Wald stapfe.

Neben mir stapft ein Zwerg. Natürlich. Der Hape. Er trägt eine Rüstung, die für ihn viel zu groß aussieht, und eine mächtige Streitaxt, die bei jedem Schritt fast auf den Boden klatscht. Sein Bart ist länger als sein gesamter Körper und er grummelt ununterbrochen. „Weißt du, Hanswurst, wenn der Autor mich schon in so ’ne absurde Welt steckt, hätte er mir wenigstens mehr Körpergröße geben können. Ich bin doch sowieso nicht der Größte, aber DAS hier ist doch lächerlich!“

„Ja, und ich hätte gern ein Bier statt ’nem Schwert“, sage ich und sehe mich um. Wir sind mitten in einem Wald, und irgendwo in der Ferne kreischt etwas, das nach einem Monster klingt. Ich seufze. „Also, was ist jetzt unsere Aufgabe? Wer ist unser Feind? Und warum bin ich hier?“

„Unsere Quest, oh ehrenhafter Thorwaler Hanswurst,“ sagt eine glockenhelle Stimme aus dem Schatten, „ist es, die gestohlene Goldene Gabel des ewigen Wurstmachers aus den Klauen des Drachen von Finsterwald zu befreien.“

Ich drehe mich um und sehe… Antonia. Aber nicht Antonia wie ich sie kenne. Nein, Antonia ist jetzt eine elfische Waldläuferin mit langen silbernen Haaren, einem grünen Umhang und einem Bogen, der größer ist als ich. Sie sieht aus, als hätte sie sich in ein Fantasy-Poster verirrt. „Ernsthaft?“ sage ich. „Der Autor macht aus dir ’ne Elfe? Ich meine… na ja, passt irgendwie.“

„Was soll das denn heißen?“ fragt sie mit hochgezogener Augenbraue.

„Nichts, nichts“, murmle ich und versuche mich an die Sache mit der goldenen Gabel zu erinnern. „Also, lass mich raten: Diese magische Waffe kann nur von einem wahren Helden geführt werden? Und wir müssen durch dunkle Wälder, tückische Berge und unpassierbare Sümpfe, um sie zu holen?“

„Ja“, sagt Antonia.

„Warum ist es immer so? Kann nicht mal jemand ’ne magische Pommesgabel in einem gut erreichbaren Gasthaus verlieren?“

„Nein“, sagt Antonia trocken. „Das wäre ja zu einfach.“

„Großartig“, brumme ich. „Und wer ist der Typ da?“ Ich deute auf eine beleibte Gestalt in einem weiten Mantel, die auf einem Baumstumpf sitzt und eine Laute stimmt.

„Ich bin Schorsch der Barde“, sagt er und grinst breit. „Und mein Gesang wird euch auf dieser Reise begleiten.“

„Gibt’s wenigstens Bier?“ frage ich.

„Nein“, sagt der Barde.

„Wieso gibt’s hier kein Bier? Thorwaler trinken doch Bier. Und ich bin ein Thorwaler.“

„Wir haben Met“, sagt Antonia.

„Met ist ja wohl das enttäuschendste Getränk der Geschichte“, grummle ich. „Honigwein, pah. Kann man da wenigstens eine Bratwurst reintunken?“

„Wollen wir einfach losgehen?“ fragt Hape, der sich mit seiner Axt eine Schneise durch das Unterholz bahnt.

Also trotten wir los, durch den dunklen Wald, auf dem Weg zu diesem verdammten Drachen von Finsterwald. Ich wette, dass das wieder so eine Sache ist, wo alles ganz episch wirkt, aber am Ende eine einzige große Enttäuschung ist.

Nach zwei Stunden Wandern stehen wir endlich vor einer riesigen Höhle. Natürlich. Was sonst? Drachen wohnen nie in praktischen Stadtwohnungen oder Biergärten. Nein, immer irgendwo, wo man sich erst durch fünf Kilometer Dornenbüsche kämpfen muss.

„Also“, sage ich, „was ist der Plan?“

„Ich schleiche mich rein“, flüstert Antonia, „und versuche, die Gabel zu klauen, während ihr für Ablenkung sorgt.“

„Wie sollen wir denn einen Drachen ablenken?“ frage ich. „Sollen wir ihm ’ne Currywurst anbieten?“

„Singen“, sagt Schorsch der Barde.

„Bitte nicht“, fleht Hape.

„Hervorragende Idee!“ ruft Schorsch. „Ich werde ein Lied über die edle Gabel des ewigen Wurstmachers anstimmen!“

„Also ich würde ja lieber kämpfen“, sage ich.

„Und ich würde am liebsten schlafen“, murmelt Hape.

„Fangt an!“ flüstert Antonia und huscht in die Höhle.

Also stellt sich Schorsch hin, räuspert sich und beginnt mit schrecklicher Lautstärke ein Lied zu schmettern. „OH, DU GABEL GOLDEN UND SCHÖN, EIN HELD SOLL DICH HEIMWÄRTS FÖÖÖHNEN!“

„Das reimt sich nicht mal!“ fauche ich.

„Still!“ zischt Hape. „Da kommt was!“

Und tatsächlich. Ein grollendes Brüllen aus der Höhle, gefolgt von schweren Schritten. Ich greife mein Schwert. Hape hebt seine Streitaxt. Und dann… ein Schatten.

Ich blinzle.

„Moment… ist das…?“

Aus der Höhle tritt nicht etwa ein furchterregender Drache.

Sondern eine riesige, gepanzerte Version von Murat, dem Kioskbesitzer.

„WAS SOLL DER LÄRM HIER? ICH SCHLAFE!“

Ich starre ihn an. „Murat?“

„ICH BIN DER MÄCHTIGE DRACHENWÄCHTER MURATOR! UND IHR HABT MEINE RUHE GESTÖRT!“

„Können wir einfach die Gabel haben?“ frage ich.

„NEIN!“

Hinter uns taucht Antonia auf, grinsend. „Hab sie schon.“

„Oh“, sage ich. „Dann können wir ja gehen.“

„WARTET!“ brüllt Murator. „IHR WERDET… äh… MOMENT, ICH MUSS MEINE KONTAKTLINSEN FINDEN…“

Und dann – alles verschwimmt. Ich höre noch, wie Schorsch lacht, wie Hape flucht, und wie Antonia „Lauf, du Idiot!“ ruft.

Und dann…

Wache ich im Imbiss ums Eck auf. Schorsch steht hinter der Theke. Hape trinkt ein Bier. Und Antonia? Die grinst nur und sagt: „Na, hast du gut geschlafen?“

Ich stöhne. „Nie wieder Aventurien. Ich bleib hier. In der Realität.“

„Wo du auch ein Thorwaler bist“, sagt Hape und deutet auf meinen Bauch.

Ich seufze. „Halt die Klappe und bestell ’ne Currywurst.“

ENDE

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