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4xhab ich gern gelesen
geschrieben 2025 von Kargut (Kargut).
Veröffentlicht: 10.02.2025. Rubrik: Nachdenkliches


Stilblüten der Evolution

Die menschliche Evolution treibt merkwürdige Stilblüten. Einst ging das Menschlein in gebückter Haltung und nahm seine Hände und Arme zu Hilfe, um sich fortzubewegen. Dann richtete er sich auf und seine Arme wurde kürzer. Macht Sinn. Aber was hat sich die Natur dabei gedacht, dass sie in erschreckendem Maße, die Finger des Homo Sapiens in die Länge wachsen lässt – mit kleinen Saugnäpfen und Klebepunkten an den Kuppen ?

Gegenüber von unserer Wohnung ist ein Supermarkt, der mindestens einmal pro Woche von der Polizei besucht wird, weil Kunden mit ihren langen Fingern an Ware hängen geblieben sind, die dann – ganz unbeabsichtigt – in den eigenen Taschen landet. Dabei sind alle Altersgruppen und auch alle Geschlechter vertreten, und natürlich nur die, die mit ihren langen Gliedmaßen so ungeschickt sind, dass man die – zufällig in Taschen gelangten Waren – entdeckt. Viele, sehr viele haben bereits den perfekten Umgang mit verlängerten Extremitäten gelernt. Sie fallen nicht mehr auf.

Trinkjoghurt, Schokolade, Softdrinks und vieles mehr, wird zur Hälfte konsumiert und – so was Dummes – ganz aus Versehen wieder in die Regale zurückgestellt. Sie öffnen Schachteln und ganz plötzlich hüpft der Inhalt in die Jacke und die leere Schachtel zurück zu ihren Artgenossen. So sehr ich mir auch meinen Kopf zermartere, ich finde keine Erklärung.
Auch der Filialleiter steht vor einem Rätsel. Noch vor wenigen Jahren waren langfingrige Kunden handverlesen. Alle 6 bis 8 Wochen kam es einmal zu solch magischen Warenbewegungen. Heute sind sie so zahlreich, dass drei bis viermal im Jahr eine Zwischeninventur nötig wird, um einen halbwegs zuverlässigen Warenbestand zu ermitteln. Nein, ich wohne in keinem Brennpunktviertel. Inzwischen ist die ganze Stadt ein einziger Brennpunkt.

Während eine Frau im Schuhgeschäft Stiefel anprobiert, passiert es auch wieder. Ein Mann bleibt mit seinen langen Fingern – natürlich ganz aus Versehen – an der Handtasche der Kundin hängen, und spaziert seelenruhig in Richtung Ausgang. Auf dem Markt ist es eine Brieftasche, die an den Klebepunkten einer fremden Hand hängen bleibt. Auf dem Flohmarkt eine Flasche Parfum. Im Kaufhaus eine volle Einkaufstasche.
Ich habe Herrn Lauterbach dieses Phänomen geschildert und nach einer möglichen Heilmethode gefragt, schließlich helfen Impfungen und bunte Pillen auch sonst gegen jedes Leiden. Aber Herr Lauterbach muss mir bedauernd mitteilen, dass gegen Abnormalitäten dieser Art, bisher noch kein Kraut gewachsen ist.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Jens Richter am 10.02.2025:
Kommentar gern gelesen.
Hallo Kargut,
sehr witzige Beobachtungen aus dem Alltag von Langfingern.
Liest sich wie die Memoiren eines Detektives.
Es gibt auch solche Pappenheimer, die es als Sport ansehen, etwas zu klauen, um sich einen Adrenalinkick zu verschaffen.
Sehr gern gelesen!
Viele Grüße von Jens.




geschrieben von Kargut am 10.02.2025:

Danke Jens.
Es ist ein erschreckende Entwicklung.
Liebe Grüße
Kargut




geschrieben von ORF am 17.02.2025:

Gefällt mir sehr gut und werde ich, deine Erlaubnis hatte ich ja bereits, kopieren. Mit Quellenangabe natürlich!

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