Mensch ärger Dich

Dank ihrer künstlichen Intelligenz haben die Haushaltsgeräte ein gewisses Eigenleben entwickelt. Sie kommunizieren miteinander und ihre sozialen Bedürfnisse ähneln immer mehr denen, der unterentwickelten Spezies Mensch.

Der Kühlschrank Bosch hat einen wöchentlichen Stammtisch ins Leben gerufen. Mittwochs, immer zwischen 10 und 12Uhr, haben sie sturmfreie Bude. Dann treffen sich alle in der Küche. Lustig geht es zu, ganz besonders, wenn der geschwätzige Thermomix anfängt Witze zu erzählen. Alle anderen kennen zwar keine Witze, dafür haben sie eine Reihe Anekdoten aus dem Alltag auf Lager, die nicht minder amüsant sind. Der Staubsauger schildert, wie Frau Mensch auf höchster Stufe die Gardinen angesaugt und geschreddert hat. Mit seiner brummigen Stimme versucht er den gellenden Schrei der Menschin nachzuahmen. Die Mikrowelle kann sich gar nicht mehr beruhigen. „Bling, bling, bling, bling“, lacht sie laut. Der Kaffeemaschine entweicht ein unkontrolliertes Dampfwölkchen, was die Lachsalven erneut erfacht.

Als sie sich endlich beruhigt haben, schlägt die Spülmaschine Neff vor: „ Wie wär’s, wenn wir ein Spiel spielen : „ Mensch ärger Dich “. Großer Jubel bricht unter den Geräten aus. Nur die Reaktion des Ceranfelds ist verhalten. „Da mach ich nicht mit. Mich braucht doch kein Mensch mehr. Es ist mindestens 4 Wochen her, dass ich zum letzten Mal etwas kochen durfte.“ „ Spielverderber“ , sagt die Waschmaschine. „Ich bin dabei“, brummt der Wäschetrockner.

Durch die hochentwickelte, künstliche Intelligenz, muss keiner von ihnen lange überlegen. Das Spiel beginnt. Der Wasserkocher schaltet ab, noch bevor das Wasser wirklich heiß ist und lässt sich auch nicht dazu bewegen, das Teewasser auf eine brauchbare Temperatur zu erwärmen. Die Kaffeemaschine schaltet ihren Timer, der auf 8h morgens programmiert ist, aus. Ein lautes Wort mit „sch“ schleudert Mensch ihm entgegen, weil die braune Brühe – nicht wie gewohnt fertig ist. Zum Warten fehlt die Zeit – dann halt nicht. Der Toaster schaltet nicht ab und spuckt 2 Scheiben Kohle aus. Die elektrische Zahnbürste verweigert ihre Dienste, weil sie den morgendlichen Mundgeruch bereits seit Langem als eine Zumutung empfindet. Der Rasierer schaltet ab, nachdem eine Gesichtshälfte glatt rasiert wurde – die andere bleibt stachelig. Außer einem blinkenden Lämpchen für den Akku, regt sich nichts mehr. Der Akku verweigert die Nahrungsaufnahme. Muttis Glätteisen wird so heiß, dass die Haarspitzen zischend und stinkend an der Innenseite kleben bleiben. Ein gellender Schrei hallt durch die Wohnung und weckt die Kinder. Als die Tochter den Grund des Aufschreis erfährt, entgegnet sie nur:“ Ach so ! Und ich dachte schon, das Handy wäre kaputt.“
Ein Gerät nach dem anderen verweigert seinen Dienst. Nur das Blutdruckmessgerät scheint noch zu funktionieren: 180 zu 110. „A bisserl geht noch“, denkt der Sphygmomanometer „Made in Austria“ und gibt „Grünes Licht“ an die anderen Mitspieler.

Familie Mensch ist fertig – fix und fertig. So ein sch… Tag. Hoffentlich bleibt das nicht so, bis heute Abend.

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