Veröffentlicht: 02.02.2025. Rubrik: Aktionen
Narrenzeit
Fasching steht vor der Tür. Das ist die Zeit im Jahr, in der man in einigen Städten oder Regionen, von allen Menschen erwartet, dass sie lustig sind.
Mein Gefühl verstärkt sich aber von Jahr zu Jahr mehr, dass die Narrenzeit auf 12 Monate ausgedehnt wurde. Ganz ohne Pappnase und Clownskostüm machen sich mehr oder weniger bekannte Menschen in den Medien zum Deppen, essen Känguruhoden und folgen Modetrends, die ich selbst als Faschingsverkleidung niemals in Erwägung ziehen würde.
Die Diskussionen in einigen Talkshows haben einen weitaus höheren Unterhaltungswert, als jede Büttenrede bei einer Prunksitzung. Nur gibt es einen bedeutenden Unterschied: bei der Prunksitzung will man komisch sein, in Talkshows sind die Vorträge absolut ernst gemeint.
So freizügig und tolerant die genannten TV Formate auch sein mögen, so sehr unterliegt der Fasching inzwischen einer Zensur. Die Kostümierung als amerikanischer Ureinwohner oder Mitglied eines Fahrenden Volks ist verpönt. Blondinenwitze gelten als sexistisch. Die Begrüßung „Damen und Herren“ diskriminiert. Pointen sind entweder zu rechts oder zu links, zu grün oder zu blau und an welcher Stelle gelacht wird, sollte sich das geschätzte Publikum im Saal gut überlegen. Kameras, Handys und ausgestreckte Zeigefinger lauern bereits in allen Ecken, um einen „falschen“ Lacher publik zu machen. Was lustig ist, bestimmen andere.
Ich glaube, dass wir uns den Fasching inzwischen schenken können. In den Zeiten vor und nach Karneval haben wir Närrisches Treiben Non-Stopp - unzensiert und ohne Tabus.
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