Veröffentlicht: 03.02.2025. Rubrik: Aktionen
Tanz der Marktweiber
Ich liebe den Viktualienmarkt in München, was nicht nur an den exotischen Früchten und der bunten Besucherschar liegt. Ein Besuch lohnt sich immer – außer sonntags. Der absolute Höhepunkt ist und bleibt aber Faschingsdienstag.
Bereits um 7 Uhr kommen die ersten Besucher, die nach einem Diskobesuch auf dem Markt ihr Frühstück genießen. Eine bunte Schar von Paradiesvögeln, bei denen ich mich jedes Mal frage: „Was hat sich die Natur dabei gedacht, Männern solche Beine wachsen zu lassen ?“ Beine bis zum Hals, wie sie sonst nur Bildhauer bei Skulpturen zaubern. In Netzstrümpfen und mit Miniröcken und High-Heels richtig in Szene gesetzt. Ich gebe zu, dass bei diesem Anblick nicht nur Bewunderung, sondern auch Neid bei mir aufkommt.
Mit jeder Stunde füllt sich der kleine Markt mehr. Vor einer Bühne hat sich eine dichte Menschentraube gebildet. Aus den riesigen Lautsprecherboxen dröhnt Stimmungsmusik und animiert die Besucher zum Mitsingen. Kaffeeausschank sucht man ab jetzt vergeblich. Die Hemmschwelle, einiger Weniger, wird – Prosecco sei Dank - rasch zur Seite geräumt.
Der Oberbürgermeister betritt die Bühne und versucht, mit seinen Begrüßungsworten, gegen die grölende Masse anzukommen. Der Erfolg ist mäßig, so wie die Aufmerksamkeit bei der Darbietung einer Faschingsgarde. Der Uhrzeit schreitet weiter voran, genau wie der Alkoholpegel.
Es ist kurz vor 11h. Gleich geht’s los. Der Höhepunkt des Münchener Faschings: Der Tanz der Marktweiber, zusammen mit dem Oberbürgermeister. Jede der Marktfrauen trägt ein fantasievolles Kostüm, aus dem das Warensortiment ihres Standes zu erkennen ist. Die Choreografie wurde lange und akribisch geprobt. Auf 18.000m2 tummeln sich jetzt 10.000 Menschen. Umfallen ist unmöglich - jetzt heißt es „durchhalten“.
Wer es rechtzeitig geschafft hat, den Marktplatz zu verlassen, der stellt bereits nach 500m fest, dass sich der ganze Trubel wirklich nur auf diesen kleinen Flecken, in der Millionenstadt konzentriert. Ansonsten sucht man „Närrisches Treiben“ am Faschingsdienstag, in München vergebens.
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