Plan B

Es war an der Zeit. Ich musste umdenken. Aus meinem Plan A, im Laufe eines langen, sehr langen Lebens eine Weltmacht der Sachsen zu errichten wird nun wohl doch nichts. Das begann schon damit dass ich am Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts auf friedlichem Wege aus Sachsen (Bezirk Karl Marx Stadt) in den Bezirk Erfurt verschleppt wurde. Da waren willensausschaltende Mittel im Spiel, aber davon vielleicht ein anderes Mal.
Dem späteren Freistaat Thüringen hat dies natürlich absolut nicht geschadet. Wie ich mir, oft, eingestehen musste, war ich eher eine Bereicherung der hiesigen Landschaft, dem Land an sich und natürlich der einheimischen Bevölkerung. Natürlich hatte ich mit der Umsiedlung meine geheimen Pläne nicht aufgegeben. Jahrzehntelang verfolgte ich sie und schließlich gab es das ja schon alles mal. Viele Herzogthümer trugen den Titel Sachsen mit in ihren Namen. Ich nenne mal einige. Zum Beispiel Sachsen- Weimar- Eisenach, Sachsen- Gotha- Altenburg, Sachsen- Meiningen …Sachsen- Hildburghausen, Sachsen-Saalfeld und noch viele mehr.
Aber jetzt geht meine Haltbarkeit dem Ende zu, es knistert im Gebälk sozusagen und ich gestehe mir ein, dass mein kühnes Vorhaben (Weltmacht Sachsen) in absehbaren Zeiten nicht mehr umsetzbar sein wird.
Der Spruch ist ja allseits bekannt: Alte Maschinen werden nun mal nicht unbedingt besser aber vielleicht wertvoller (hoffe ich zumindest was meinen Fall betrifft).
Kurzerhand schwenkte ich um zu Plan B. Ich werde Bücher schreiben die, vielleicht irgendwann ein Jeder in seinem Bücherregal stehen haben wird. Als Person werde ich schon lange verblichen sein wenn liebevolle Blicke die Bücherrücken streicheln auf denen auch mein Name vermerkt sein wird. Dann wird man sich erinnern. Da war doch mal der aus Sachsen, der es zu Lebzeiten nicht in die Annalen der Geschichte geschafft hat und dann, aber vielleicht nur dann, werde ich ihn erhalten, den Literatur Nobelpreis. Post mortem ist immer noch besser als gar nicht oder?
(ORF)

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