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geschrieben von ORF.
Veröffentlicht: 12.10.2024. Rubrik: Satirisches


Erinnerungen

Vor vielen Jahren war ich mal auf einem Schwarzmarkt, nahe der Hauptstadt Polens (etwa 30km vom Zentrum entfernt) im Ortsteil Rembertow.
An sich war ich ja wegen der Jazz- Jamboree im polnischen Ausland aber diesen speziellen Handelsplatz wollte ich mir antun. Dort hat man, dazumal, alles Mögliche und Unmögliche verkauft. Verrostete Rasierklingen, abgebrochene Schlüssel, die „Lieblinge“ von Gartenbesitzern, also entsprechende Wichtelmänner, zumeist aus Ton, die Farben blätterten und ganz waren sie oft auch nicht d.h. gewisse Spuren von Alter und anderen Perversitäten ließen sich, auch mit bestem Willen nicht leugnen. Von gutem Geschmack hätte, auch schon damals, der Erwerb von GARTENZWERGEN nicht unbedingt gezeugt!
Meine Bekannten und ich wollten jedenfalls da nichts kaufen. Wer brauchte schon so einen Plunder. Wir jedenfalls nicht. Aber offensichtlich war ein älterer Einheimischer nicht dieser Meinung. Der sprach zwar gebrochen aber durchaus verständlich deutsch. „Meine Herren! (bin ich nie gewesen), ihr DDR`ler, Freunde der Völkerverständigung und älterer Kleinkunst, seht ihr hier diesen wunderschönen porzellanen Rauchverzehrer in Form eines Pferdes, welches, zugegeben nur noch drei Beine hat. Aber, und jetzt kommt es, dies war das Gebrauchsobjekt eines deutschen Königs, dem alten Fritz nämlich. Klar ist das Teil auch mal heruntergefallen aber so ein fehlendes Bein, Pustekuchen. Das sind Gebrauchsspuren von königlicher Hand, nicht wahr. Ihr als deutsche Patrioten, die ihr zweifellos seid, müsst diesen Rauchverzehrer unbedingt kaufen!“
Wollten wir aber nicht und so wurden wir umgehend von Freunden aus der DDR zu deutschen Nazis, Faschisten und was weiß ich. Fluchtartig verließen wir diesen Ort, einmal um nicht dem Zorn der einheimischen Bevölkerung ausgesetzt zu werden und zum anderen weil wir nicht wollten dass man uns eine Gesinnung unterstellte die wir, weiß Gott, nicht hatten. Damals alle! Heute kann ich nur noch für mich schreiben da ich meine Bekanntschaften schon lange aus den Augen verlor. Aktuell kann über die politische Meinung der anderen nichts geäußert werden. Wenn ich mir die letzten Wahlergebnisse angucke wage ich doch an der inneren Standhaftigkeit meiner damaligen Freunde zu zweifeln.
(ORF)

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