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2xhab ich gern gelesen
geschrieben von Bad Letters.
Veröffentlicht: 03.10.2024. Rubrik: Menschliches


Bad in die Vergangenheit

Ein freier Tag lag vor mir und von jeglichen Pflichten entbunden, genau der richtige Zeitpunkt, den Aluminium-Fury aus der Garage zu holen, besonders, wo draußen bestes Bad Wetter herrschte. 25 Grad und keine Wolke am Himmel, was will ein Bad mehr? Gut, ich hätte gern meine Süßen an meiner Seite gehabt, aber das ließ sich einfach nicht einrichten.

Bad also allein Unterwegs, immer gefährlich, das schreibe ich aber nur, um ein wenig gekünzelte Spannung in den Text zu legen, die sich nach kurzer Zeit sicher auflösen wird, da ich für gewöhnlich keine Krimis schreibe. Ich also rauf auf den Sattel, nachdem ich dem Fury noch etwas Öl für die Kette spendierte, einen quietschenden Bad möchte im Wald sicher niemand hören.

Allerdings habe ich oft das Gefühl, das nur wenige Besucher dem Wald wirklich auch zuhören möchten, da laufen so viele Zeitgenossen mit Stöpseln in den Ohren herum, dass ich mich frage, warum besuchen die überhaupt den Wald? Um am Hundeslalom teilzunehmen, den man mit dem Rad zwangsläufig bewältigen muss?

Die Waldrunde war schnell erledigt, was nicht mit meiner Geschwindigkeit in Einklang zu bringen war, sondern eher mit der Größe des Waldes. Von da aus wollte ich über abgeschiedene Wege zur Nachbarstadt rüber, was sich als nicht so einfach herausstellte. Bei uns in der Region muss man die Flecken Erde schon suchen, wo keine Autobahn oder Zugverkehr im Hintergrund mitrauscht. Wo wollen die nur immer alle hin, ist es zu Hause etwa nicht am schönsten?

Nun gut, in der Nachbarstadt bin ich nie angekommen, weil etwas ganz Spannendes passierte, ich bin nämlich vorzeitig abgebogen, zu dem Ort, wo ich den Großteil meines Lebens verbrachte. Nicht spannend? Egal, ihr und eure Ansprüche! Für diese Entscheidung gab es nur einen Grund, in meinem Gedächtnis war die mögliche Rute weniger von Geräuschen und mehr von Natur geprägt.

Ein weiterer Vorteil, es ging erst einmal bergab, anstatt bergauf, wenn das mit dem E-Fury auch keinen großen Unterschied mehr macht, der wiehert nicht, sondern schnurrt nur so dahin und hinterlässt auch keine riesigen Pferdeäpfel. Entspannt rollte ich also meiner ehemaligen Heimat entgegen. Durch die vorgegebene Himmelsrichtung ließ es sich nicht vermeiden, dass ich an Wirkungsstätten vorbeikam, die ich schon längst aus meinem Gedächtnis getilgt geglaubt hatte. Meine zweite Grundschule zum Beispiel!

Grusel stieg sofort in mir auf, wurde ich doch von Bildern geflutet, wo mich der Direktor am Ohr ziehend durch die halbe Klasse zu seinem Pult schleifte, um dann der Klasse zu präsentieren, das der Bad seine Hausaufgaben auf Klopapier geschrieben hatte. Pädagogisch wertvoll ist wohl irgendwie anders.

Ich verdrängte die Erinnerung schnellstmöglich und ersetzte sie durch das Andenken an Iris, das erste Mädchen, wo ich partout nicht mehr sagen wollte: „Mädchen sind alle doof!“ Tragischer oder vielleicht auch glücklicherweise, fand sie mich dafür umso doofer. Irgendwie auch kein Wunder, führte ich mich doch oft bad auf, was auch sonst!

Nach der Grundschule fuhr ich an unserer alten Wohnung vorbei, in der unsere Familie damals nur wenige Jahre wohnte. Schöne Jahre, voller Lausbubenstreiche, Raufereien und Blessuren, von denen ich noch heute einige auf meiner Haut wiederfinde. Das erste Mal eine Zigarette geraucht und betrunken, war ich auch das erste Mal, obwohl noch keine Zehn Jahre auf dem Buckel. Bad, halt!

Am Wald entlang fuhr ich runter, an der Bungalowsiedlung vorbei, zu dem Häuserblock, wo Oma und Opa wohnten. Hier lernte ich allerlei handwerkliches, angefangen vom Häkeln, Stricken, Weben, bis zum Socken stopfen. Nicht unbedingt badlike, aber geschadet hat es mir sicher auch nicht.

Von da aus ging es schnurstracks weiter zur Tankstelle, an der ich mit meiner Clique jahrelang große Mengen an Bier abpumpte. Später auch Benzin, nur um kreuz und quer durch die Lande zu ziehen und meine Mitmenschen mit meiner Anwesenheit zu beehren oder zu belästigen, wie man es halt auch immer sehen mag.

An das anschließende Hochhaus nach der Tankstelle, habe ich nur sehr verschwommene Erinnerungen. Da war dieses Mädchen, eher gesagt, diese junge Frau, wir mochten uns nicht besonders, landeten aber trotzdem eines späten Abends im Hausflur um …, na ihr wisst schon! Der Alkohol machte es möglich und danach verstanden wir uns auch tatsächlich etwas besser.

Der aufkeimende Schmerz in meinen vier Buchstaben erinnerte mich daran, dass es langsam angeraten war, den Rückweg anzutreten, anstatt in verstaubten Erlebnissen zu kramen. Schließlich sitze ich in meinem heutigen Leben mehr vor dem Bildschirm als auf dem Fahrrad. Sicher wieder in der heimischen Schreibstube angekommen galt es, das erlebte festzuhalten. Wofür das gut sein soll, weiß ich bis heute nicht, aber es macht halt spaß.

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