Veröffentlicht: 24.09.2024. Rubrik: Menschliches
Im morgendlichen Schoße
Mit den Seelenfarben der Melancholie male ich in den tiefen meines Herzens. Ich liebe die Traurigkeit und die unendliche Kraft, die in ihr schlummert. Nur der Kuss des Schicksals weckt sie, aus eigenem Antrieb kann ich sie nicht erreichen. So hoffe ich an manchen Tagen, dass ich sie im morgendlichen Schoße finde, um mich in ihr zu verlieren.
Wachsam bin ich, wenn ich mich in ihr bewege und manche Pfade meide ich. Ich kenne sie zu gut, um mich von ihr zu ungewolltem verführen zu lassen. Oft führt sie meine Feder und wenn der Schwermut in tiefem schwarz auf das Blatte fließt, empfinde ich ein Gefühl des Glückes, das du glaubst an diesem Ort nicht finden zu können.
Manchmal geschieht es, dass ein fremdes Herz von diesem Nektar kostet und glaubt, in ihm zu ertrinken. Gefestigt muss man sein, wer in fremden Seelen wandeln möchte. Nicht jedes berührende Wort ist guten Willens, nicht jedes Gefühl von beherrschbarer Natur. So prüfe, was du ertragen kannst, und nasche nicht vor Tränken, denen du nicht gewachsen bist, denn mancher Weg führt dich dorthin, wo du nicht bestehen kannst.