Jahrestag

Eine Zahl geistert mir durchs Hirn. 42, so heißt die Zahl. Ich meine ich bin dafür bekannt, dass ich wichtige Termine vertriefe (verpasse) aber diese Zahl und das zugehörige Datum habe ich mir gemerkt. Zweiundvierzig Jahre ist es her, da wurde ich genommen und ein verbindlicher Vertrag zwischen einer staatlichen Verkupplerin, der Gattin und mir geschlossen. Vor fast einem halben Jahrhundert habe ich das vorletzte Mal einen Anzug getragen, hatte noch einen langen dunklen Bart und auf jeden Fall noch mehr Haare auf dem Kopf als aktuell, Jawohl, ich gab damals, eine recht Eindruck schindende Erscheinung ab und bevor jemand fragt, das letzte Mal trug ich dieses sperrige Kleidungsstück, den Anzug, bei der Verteidigung meiner Arbeit und der Verleihung meiner Ingenieurswürde. Man sollte es nicht glauben aber damals gab es noch keine KI die das Schreiben der Abschlussarbeit übernahm. Das mit dem Abkupfern von jemand anders war auch nicht einfach und die Quellenangaben mussten schon korrekt rüberkommen. Hätte ich damals abgeschrieben und das keinem verraten, wäre ich jetzt möglicherweise Minister. Aber egal. Ich wollte ja gar nicht vom Thema ablenken, dass Gattin und ich heute den 42. Hochzeitstag begehen. Die Zeit rast und schöner sind wir im Laufe der Zeit auch nicht geworden aber was soll`s. Die Hauptsache ist doch, dass wir uns noch mögen, gegenseitig vertrauen und respektieren. Die Ableger sind auch aus dem Gröbsten raus und haben ihren Weg gemacht. Also, haben vernünftige Berufe, liegen dem Staat nicht auf der Tasche und lungern nicht auf irgendwelchen Straßen herum. Ich, zumindest, bin mit meinem Los zufrieden und hoffe gleiches von meiner Guten.
(ORF)

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