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5xhab ich gern gelesen
geschrieben 2024 von Kargut (Kargut).
Veröffentlicht: 11.09.2024. Rubrik: Aktionen


Verrückt

Der prächtige Graupapagei „Napoleon“ versuchte, mit allen Mitteln, etwas Abwechslung in seine Isolationshaft zu bringen, die er in einer riesigen Volliere fristete. Dabei machte er sich seine Begabung für Fremdsprachen zu Nutzen. Menschen, die den Raum betraten, begrüßte er mit einem freundlichen „Hallo“. Erhielt er keine Antwort rief er empört „Stoffel“. Nach jeder Fütterung sagte er höflich „Danke“. Wenn er Lust verspürte, auf der Schulter spazieren getragen zu werden, forderte er lautstark „Gassi gehen“. Das hatte er von seinem Frauchen gelernt. Sie sagte es immer zu Hannibal, der vierbeinigen Promenadenmischung und der verließ danach immer mit ihr zusammen das Haus. Das irritierte Napoleon, denn wenn er es rief, dann setzte sich Hannibal schwanzwedeln vor die Volliere und Frauchen erwiderte entweder „keine Zeit“ oder „jetzt nicht“. Nur selten, für Napoleon viel zu selten, öffnete sie dann die Volliere, steckte ihre Hand ins Innere und bot dem Vogel die Gelegenheit, darauf Platz zu nehmen. Die wenigen Schritte, bis zur Schulter, schaffte Napoleon alleine. Stolz schaute er sich dann in der Wohnung um und blickte sehnsuchtsvoll durch die Fenster ins Freie. Oh, wie hatten es die Krähen, Tauben und Amseln gut, die von Baum zu Baum fliegen konnten und in Gesellschaft mit Ihresgleichen waren. Sie brauchten auch keine Fremdsprachen. Obwohl, manchmal war es lustig, wenn man seine Mitbewohner damit ärgern konnte. So wie Nero, der rabenschwarze Hauskater. Immer wieder fiel er darauf rein, wenn Napoleon „ Miau“ rief. Verdutzt schaute sich die Fellnase um und suchte nach dem vermeintlichen Konkurrenten. Eigentlich bezweckte der Vogel etwas ganz anderes mit seinem Miauen. Er wollte nämlich von Frauchen gekrault werden - so wie Nero. Aber irgendwie schien sie ihn nicht zu verstehen, was offensichtlich an Napoleons schlechter Aussprache, oder seinem Papagei-Akzent lag. Eine andere Erklärung kam dem gefiederten Mitbewohner partout nicht in den Sinn. Zu gern hätte der gesprächige Vogel ein Übersetzungsprogramm genutzt. Es gab Worte, die klangen einfach toll und waren extrem einfach zum Nachsprechen. So wie:“ Toooor“, oder“Meeega“. Sie mussten einen lustigen Sinn haben, denn wenn Napoleon sie sagte, dann fingen immer alle, die gerade im Raum waren, an zu lachen. Für den grauen Vogel stand fest: Menschen sind verrückt.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Weißehex am 12.09.2024:
Kommentar gern gelesen.
Und da hat der graue Vogel ziemlich recht.🙂

LG Weißehex




geschrieben von Bad Letters am 12.09.2024:
Kommentar gern gelesen.
Meeega Story Kargut, Tiere in unsere Obhut sind nur seltenst zu beneiden. Chapeau!

MfG
Bad Letters





geschrieben von Kargut am 12.09.2024:

Lieber Bad, ich bekomme immer einen dicken Hals, wenn Menschen glauben, dass der goldene Fressnapf etwas mit Tierliebe zu tun hat. LG Kargut




geschrieben von Bad Letters am 12.09.2024:
Kommentar gern gelesen.
Das Verhältnis von Mensch zu Tier ist kompliziert Kargut, und die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse mit Tierliebe zu verwechseln, ein überaus weit verbreitetes Phänomen.

MfG
Bad Letters


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