Veröffentlicht: 24.07.2024. Rubrik: Menschliches
Zeitzeugen des Wahnsinns
Wie ein Mahnmal steht der sich selbst überlassene Betonklotz mitten im saftigen Grün. Ein Reiher steht stramm, ob er die Bedeutung des grauen Riesen erahnt? Die Zeit hinterließ Spuren an seinen Mauern, direkt neben den Einschlagskratern. Zeitzeugen unseres Wahnsinns.
Ein Wahnsinn, der sich nicht verliert, liegt er doch tief in unserer Seele. Das Raubtier schläft nur so lange, wie der Bauch gut gefüllt und das Überleben gesichert. Wehe, wenn sich Besitzstände auflösen oder Territorien in fremde Blicke geraten, dann ist ganz schnell Schluss mit lustig.
Dem grauen Riesen wird es egal sein, seine Zeit ist vorüber, er dient nur noch dem Erinnern. Erinnerung bewahren ist wichtig, aber wenn das Raubtier wirklich erwacht, wird sie schneller verdrängt, als sie sich wehren kann. Das Aufrüsten ist längst in vollem Gange und die Eskalationsspirale bereits bis zum Anschlag gespannt.
Noch liegt der Auslöser schläfrig im Gras und hoffentlich tritt niemand aus Versehen darauf. Es wäre nicht das erste Mal. Ein Storch kommt geflogen, landet mit bedacht, weit vom Reiher entfernt. Es wird sich kurz beäugt, um dann gemeinsam nach Beute Ausschau zu halten. Jeder in seinem Revier und solange, beide Bäuche auch gefüllt werden, wird keiner von beiden dem anderen zu nahekommen.
Wie ein Mahnmal steht der sich selbst überlassene Betonklotz mitten im saftigen Grün. Hoffen wir, dass keine Neuen gebaut werden müssen, weil wir noch zu der Einsicht gelangen, das unserem Wohlstandsbauch, teilen, durchaus gut stehen würde.