Veröffentlicht: 23.07.2024. Rubrik: Menschliches
Kalter Kaffee
Die Silben fließen gemächlich dahin, während der Kaffee behäbig vor sich her dampft. Seine Zukunft wird eine kalte sein, sollte der Fluss der Silben nicht vorzeitig zum Erliegen kommen. Eine erste Zwickmühle, die das Leben stellt, denn welcher Schreiber möchte schon, dass sein Silbenfluss versiegt, und welcher Schreiber, trinkt gerne kalten Kaffee?
Das er ihn trinken wird, steht außer Frage, schließlich steckt in dem liebevoll aufgebrühten, nicht nur jede Menge Hallo wach, sondern auch ein Ozean voller Aromen, die er genießen möchte. Ein Wiederaufwärmen, kommt allerdings nicht in Betracht, er löffelt stets die Suppe, die er sich selbst einbrockt.
Die Überprüfung seines geschriebenen, fördert nichts Weltbewegendes zutage, wie sollte es auch anders sein in einer Zeit, wo der Leser vor Publikationen zu ersaufen scheint, die meist nichts anders enthalten als das, was der Bücherwurm in ähnlicher Form schon zigmal an der Lesebrille vorbeiziehen ließ.
Ein Fluch der Zeit und der Schreiber fragt sich, wie wird es Schreibern wohl in der Zukunft ergehen, wenn jede Publikation automatisch von künstlicher Intelligenz auf Plagiate überprüft und zensiert wird? Wird der Beruf des Schreibers oder Musikers irgendwann aussterben, weil längst alles geschrieben oder vertont wurde?
Auch wenn die Kombinationsmöglichkeiten an Silben und Noten unendlich erscheint, wird es eine Endlichkeit geben. Mathematik, lässt sich nicht überlisten und der Mensch in seinem Kreativ und Selbstdarstellungsdrang, wird nicht davon ablassen, veröffentlichen zu wollen, auch wenn ihm nur noch Plagiate gelingen, obwohl sie aus seiner persönlichen Inspiration geboren wurden. Keine Zukunft, die es lohnt, erleben zu wollen.
Die Silben fließen gemächlich dahin, während der Kaffee schon lange nicht mehr dampft. Die Zwickmühle hat in einem wenig begeisternden Schlürfen ihre Lösung gefunden. Eine Lösung, die sich sicher wiederholen wird, solange die Tastatur im Morgengrauen noch klappert.