Tränen in der Seele

Der Morgen ist noch nicht zur Gänze in mein Bewusstsein eingezogen, da weiß ich schon, dass es ein schwerer Tag wird. Wer ein Leben wie ich führte, bleibt vom Schmerz nicht unberührt, der sich immer wieder an die Oberfläche spült, ohne vorher anzuklopfen, ob ich ihm auch Einlass gewähre.

Er lässt sich nicht beiläufig verlieren, sondern ist hartnäckig mit Erinnerungen verwoben, die wie die Gezeiten an die Ufer meiner Seele anschlagen. Manchmal wünschte ich mir, ein anderes Leben geführt zu haben, eines, das mit weniger Scham verknüpft wäre, als es meines ist.

Doch es ist wie es ist und so kann ich heute nur versuchen, eine Zukunft zu gestalten, in der ich noch einen Ausgleich finde, um irgendwann in Frieden gehen zu können. Tränen legen sich in meine Seele, die nach Ausdruck verlangen, und so zieht es mich im Morgengrauen schon in mein Musikzimmer.

Ich weiß nie, ob ich auch den Schlüssel finde, der das Tor zu meiner Melancholie aufschließt, hinter dem sich die Noten verbergen, die mir Balsam sind. Wenn es gelingt, fühle ich mich ein Stück erleichtert, als wenn ich den Schmerz in der Musik gebunden und von der Seele genommen.

Von Dauer wird es nicht sein, das wäre zu schön und wenn ich das Stück später noch einmal höre, werde ich mich sicher erinnern. Dann wird er für die Länge des Werkes zurückkommen, doch in seinem Abklang wieder gehen. Der Morgen ist noch nicht zur Gänze in mein Bewusstsein eingezogen, da weiß ich schon, dass es ein schwerer Tag wird. Ich weiß aber auch, dass meine Zukunft, nie mehr meine Vergangenheit sein wird, und so Blicke ich voller Zuversicht, in das langsam heraufziehende Tageslicht.

Musik:
Bad Letters

https://youtu.be/mzeWf04jXOg

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