Auf der Zunge

Ich lasse mir heute meine Silben auf der Zunge zergehen, das ist auch besser so, denn sonst könnten sie sich zu Wörtern, sogar zu ganzen Sätzen formen, wenn auch manchmal mit grammatikalischen Schwächen. So aber, können sie keinen Schaden anrichten, ist doch manches Textwerk schwer verdaulich, obwohl es ja oft heißt, dass wir zu wenig Ballaststoffe zu uns nehmen.

Von zu wenig Ballast kann man in diesen Zeiten allerdings wirklich nicht sprechen, liegt doch auf vielen Seelen tonnenschweres, was sich einfach nicht beiläufig verlieren lässt. Da findet man gerade den Anfang vom Ende nicht und irgendwie stellt sich die Frage, warum das so ist. Vielleicht liegt es ja am Mondzyklus, am Horoskop oder ist die Welt einfach nur mit dem falschen Bein aufgestanden? Irgendein Hokuspokus wird schon zu Rate gezogen werden. Ich weiß es natürlich nicht, also so, wie immer eigentlich!

Am besten lege ich ein Stück Schoki zu meinen Silben, dann schmelzen sie besser und es begleitet sie ein süßer, anstatt ein bitterer Abgang. Da könnte man glatt ein politisches Kalkül hinter vermuten. Bittere Wahrheiten werden ja gern mit einem Zückerchen verkauft in der Hoffnung, dass Max Mustermann wieder zu blöd ist, den Braten zu riechen, obwohl er meilenweit gegen den Wind stinkt.

Ob sie zum Zückerchen lieber eine Gasmaske dabeilegen sollten? Hm, das erscheint mir keine gute Idee! Sozusagen wurden ja gerade erst die Coronimasken abgelegt und so mancher plagt sich sicher noch mit den Ängsten herum, die zahlreich geschürt worden sind, damit die Pharmariesen auf Jahrzehnte das Grinsen nicht mehr aus ihren Gesichtern bekommen, während der Steuerzahler mal wieder dumm aus der Wäsche guckt.

Naja, was will man machen, wenn man die Wahl zwischen Pest und Cholera aufs Gewissen gelegt bekommt? Was das jetzt allerdings mit meinen Silben zu tun hat und wie ich gerade auf Coroni komme, wo das doch eigentlich längst Geschichte ist, bleibt sicher nicht nur mir ein Rätsel. Möglich, dass mein Unterbewusstsein hinter Coroni eine never ending Story vermutet und es deshalb an die Oberfläche befördert. Irgendwie verspüre ich auch gerade ein Kratzen im Hals. Ich glaube, ich nehme lieber noch ein Stück Schoki, dann wird es bestimmt gleich besser.

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