Veröffentlicht: 05.07.2024. Rubrik: Märchenhaftes
Düster ward die Nacht
Bis in die tiefsten Tiefen wurde ich gezogen und meine Seele trug schwer. Die Last der Welt balancierte ich auf meinen Schultern und Leid durchströmte mich. Tilgte den Fluss der Liebe und hinterließ verbrannte Erde.
Mit nackten Füßen watete ich durch das vertrocknete Flussbett, mit nichts an, außer meinem Leben. Meine zahllosen Tränen vermochten es nicht, das Flussbett neu zu füllen. Mit jedem Schritt zog es mich tiefer hinab und ich glaubte, mich bereits verloren, als ein Funken Hoffnung am Ufer winkte.
Ich war bereits zu erschöpft und kraftlos, konnte seinem Ruf nicht folgen und zog in Trance meinem Schicksal entgegen. Meinen Willen hatte ich längst abgelegt und ich spürte, dass ich mich von allem irdischen löste, bis der Funken Hoffnung sich mir in den Weg stellte.
„Hier ist dein Weg zu Ende mein Freund, dort, wohin es dich gerade zieht, ist nichts, das auf dich wartet. Komm, nimm meine Hand und lasse uns ein paar Schritte zusammen gehen!“
Ich war nicht mehr in der Lage, seiner Aufforderung nachzukommen, und trotzdem spürte ich plötzlich seine Anwesenheit und mit jedem Schritt wuchs der Funken Hoffnung. Erst gab er mir Körper, dann weckte er meine Seele und als ich meinen Herzschlag wieder spürte, nahm er mich in den Arm und der Fluss der Liebe schwoll an, trat über die Ufer, verwandelte alles Grau in Farbe und in meinen Pupillen spiegelte sich Licht.
Ich war zurück und so düster die Nacht auch ward, habe ich neues Vertrauen in ihr gefunden, dass der nächste Morgen auf mich wartet, meine Hand nimmt, und mich behutsam durch den Tag trägt.