Veröffentlicht: 06.07.2024. Rubrik: Aktionen
Letzte Hoffnung Flohmarkt
Er solle sich doch einmal auf dem Flohmarkt umschauen, hatte man ihm zugetragen, dort könne er vielleicht fündig werden. Auch wenn Zweifel ihn auf seinem Weg begleiteten, war es die Hoffnung, die ihn weiter vorantrieb. Flohmärkte waren sicher kein Ort, an dem er gerne sein wollte. Die vielen Menschen in den engen Gängen verursachten ihm ein Unwohlsein und die Flohmärkte von heute, hatten auch viel von ihrem Flair vergangener Tage verloren.
Sie glichen heute mehr einem Schrottplatz der Konsumgesellschaft als einem Ort, an dem sich Schätze finden ließen, die es vielleicht wert waren, noch etwas bewahrt zu werden. Sicher spiegelten sich heute auch die verschiedenen Kulturen in den angebotenen Waren, die sich in diesem Land heimisch fühlten, obwohl sie stets eine Sehnsucht in ihrer Tasche trugen, ihre Heimat einmal widerzusehen, wenn nicht sogar, in sie zurückzukehren.
Von weitem hörte er schon die Geräusche des Flohmarktes und auch die Düfte, die zwar nur zart in der Luft lagen, waren ihm nicht fremd. Die herbeiströmenden Menschenmassen, die aus allen Himmelsrichtungen herbeikamen, ließen seinen Schritt verlangsamen. War es das wirklich wert, oder sollte er lieber umkehren? Nur kurz rang er mit sich, es wäre doch geradezu absurd, jetzt einfach unverrichteter Dinge umzudrehen.
Ob er wirklich fündig werden könnte? Seine Suche endlich beenden, die er doch schon vor langer Zeit begonnen hatte. Er erinnerte sich noch gut an die Tage als seine Passion ihren Anfang nahm, er sich einnehmen ließ vom Zauber dieser Epoche und er deshalb die ersten Stücke erwarb.
Kein besonders kostspieliges Hobby wie er fand, die Herausforderung bestand eher darin, die Stücke zu finden, die man wirklich in seine Sammlung aufnehmen wollte. Gut, teure Raritäten von Berühmtheiten gab es auch, aber die stießen bei ihm auf kein besonderes Interesse. Langsam näherte er sich dem Eingang des Flohmarktes und eine leichte Nervosität machte sich in ihm breit.
Die südländische Schönheit an der Kasse allein, wäre schon den Ausflug wert gewesen, auch wenn sie ihn um einen Teil seiner Barschaft erleichterte. Im Gegenzug fragte er sie gezielt nach dem Stand, den er aufzusuchen gedachte, alle anderen würde er links liegen lassen. Ganz zu seiner Freude konnte die hübsch anzuschauende Dame ihm Auskunft geben und er den direkten Weg einschlagen.
Seine feuchten Hände verrieten ihm, wie sehr er doch hoffte, den Weg nicht ganz umsonst gemacht zu haben. Sicher bestand auch die Möglichkeit, überraschendes zu finden, anstatt das gesuchte. Zu seinem Glück, war der Stand nicht belagert und nur vereinzelte Besucher suchten in den Kisten nach Schätzen. Er gesellte sich schweigsam dazu und seine Finger gingen hochkonzentriert die Rubrik durch, wo sein gesuchtes zu finden sein müsste. Nichts!
Er wiederholte den Vorgang, um ganz sicher zu gehen. Wieder nichts! Enttäuschung machte sich breit, die vom Standbesitzer nicht unbemerkt blieb, „Wonach suchen sie genau?“ fragte der Eigner interessiert. „Nach einer alten Demo-Single eines unbekannten Gitarrenspielers namens Bad Letters.“ „Von dem habe ich ja noch nie etwas gehört, und wenn ich den schon nicht kenne, dann kann ich Ihnen nur ganz viel Glück für Ihre suche wünschen!“