Happy Kadaver

Gestern war ein anstrengender Tag und zusätzlich schien sich etwas in mir breit zu machen, was dort ganz sicher nicht hingehörte. Genau der richtige Zeitpunkt, um den alten Kadaver früh ins Bett zu legen und sich selbst zu überlassen. Doch Hypnos, muss wohl auf Dienstreise gewesen sein, denn er ließ sich einfach nicht blicken.

Meinem Kadaver, war das relativ egal, schließlich lag er gut gebettet, aber ich war doch wenig happy in meinem Gedankengut. Irgendwann schlug Hypnos doch noch auf, aber sein Trinkgeld konnte er sich abschminken! Pünktlichkeit ist bei mir kein „nice to have“ sondern eine Pflicht und zeigt dem Gegenüber nicht nur die eigene Zuverlässigkeit, sondern zollt auch eine Form von Respekt.

In Zeiten von „Gleitzeit“ und „Kommst du heut nicht, kommst du vielleicht morgen oder gar nicht“, eine Tugend, die in Vergessenheit zu geraten scheint. Bei mir nicht und das, wo ich sicher nicht die hellste Kerze im Universum bin. Hypnos legte mich also erst verspätet flach und weil der Gottheit mein Missmut ganz und gar nicht gefiel, schickte er mir noch Morpheus auf den Pelz. Was für ein Idiot!

Zum meinem Glück, war Morpheus aber gut drauf und bescherte mir ein erotisches Amüsement nach dem anderen und ich wachte leicht versteift, aber trotzdem viel zu früh auf. Kein guter Start in den noch jungen Tag, aber das Leben ist kein „Wunschkonzert“, sondern ein „So ist es“.

Die Gunst der frühen Stunde nutzend, tat ich es dem Vogel gleich und suchte erst einmal nach meinem Wurm, den ich dann auch irgendwann fand. Noch ziemlich müde, wie ich zugeben musste, aber zumindest anwesend. Nach einer intensiven Begrüßung schleppte ich mich zur Couch, um mich noch ein wenig auszuruhen.

Leider machte ich die Rechnung ohne den Wirt, denn lautes Glockengeläut ließ mich brutal aufschrecken. „Ja gibt’s das denn, haben die sie nicht mehr alle auf dem Zaun?“, fragte ich mich, obwohl mir die Antwort glasklar war! Haben wir nicht schon genug Lärmverschmutzung, dass es dieser Minderheit auch noch erlaubt wird, den Rest der Welt mit ihrem archaischen Geläut zu terrorisieren?

Gut, musikalisch bin ich auch irgendwie in den 80er Jahren steckengeblieben, was soll ich mich also beschweren, wenn sich jemand gern in zweitausend Jahre altem Gedankengut und Riten suhlt. Zumindest sind einige Themen immer aktuell, was ja auch nicht besonders schwer ist, schließlich ist der Mensch, Mensch und hat den Absprung schon lange verpasst, sich aus diesem Dilemma zu verabschieden.

Jetzt scheint der Zug abgefahren und in Zeiten, wo du von morgens bis abends nur noch, informiert, infiltriert, missioniert, konditioniert und hintergangen wirst, ist der freie Wille wohl auch nur noch zu einer Form von Märchen verkommen. Wozu das alles gut ist? Wer weiß das schon, aber eins ist zumindest belegt, mein Kadaver ist heute alles, aber ganz sicher nicht happy.

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