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geschrieben 2020 von Christine Todsen.
Veröffentlicht: 22.11.2021. Rubrik: Lustiges


Der brexitgeschädigte Weihnachtsmann

(Diese Geschichte schrieb ich im Vorjahr – leider erfolglos – für einen Kurzgeschichten-Wettbewerb, bei dem es um Whisky und Weihnachten ging.)

SatirepatzerSatirepatzer„Der Brexit ist eine Katastrophe!“, tobte der Weihnachtsmann.

„Warum?“, fragte das rotnasige Rentier Rudolf.

„Bisher hatte ich doch immer schottischen Single-Malt-Whisky in meinem Gabensack. Jetzt ist der Import viel zu kompliziert und teuer geworden. Daher muss ich jetzt irischen schenken. Irland ist ja weiterhin in der EU. Aber der ist nicht so bekannt.“

„Der wird ja auch anders geschrieben, mit e“, sagte Rudolf. Nachdrücklich fügte er hinzu: „Irischer Whiskey mit e ist aber nicht schlechter als schottischer Whisky ohne e. Sollten die Leute nicht froh sein, dass sie überhaupt was kriegen?“

Der Weihnachtsmann lachte. „Ja, da hast du recht. Dann schenke ich eben Whiskey mit e. Allerdings hoffe ich, dass die Schotten bald unabhängig werden und als souveräner Staat in die EU zurückkehren. Dann klappt es wieder besser mit dem schottischen Whisky.“

Das Rentier sah skeptisch drein. „Ich glaube kaum, dass Schottland in absehbarer Zeit unabhängig wird. London wäre dagegen, aber auch die EU, weil dann viele andere Regionen dasselbe fordern würden: Flandern, Katalonien, Bayern –“

„Ach du Schreck“, entfuhr es dem Weihnachtsmann, „dann bekäme ich Stress bei der Beschaffung von bayrischem Bier. In früheren Jahrzehnten war es einfacher, als ich nur Spielsachen für Kinder verteilen musste. Jetzt wollen auch die Erwachsenen beschenkt werden, und zwar oft mit Alkoholischem.“

„Um auf den irischen Whiskey zurückzukommen“, sagte Rudolf, „der ist wirklich genau so gut wie der schottische Whisky. Den kannst du beruhigt schenken. Vielleicht wollen die Leute bald gar keinen anderen mehr haben.“

„Na, wenn du meinst…“ Der Weihnachtsmann wollte das Thema gerade abhaken, als ihm ein grauslicher Verdacht kam. Er versuchte ihn zu verdrängen, was ihm jedoch nicht gelang.

„Rudolf“, fragte er schließlich voller banger Ahnung, „woher weißt du so viel über alkoholische Getränke? Ich dachte immer, deine rote Nase sei angeboren… aber kein anderes Rentier hat eine… wird mein Schlitten etwa entgegen aller intergalaktischen Verkehrsregeln von einem SÄUFER gezogen?!?“

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von ehemaliges Mitglied am 23.11.2021:
Kommentar gern gelesen.
Der Weihnachtsmann könnte auch amerikanischen Whisk(e)y verschenken: mit 'e' aus den USA oder ohne 'e' aus Kanada - auch geschmacklich ein Unterschied.




geschrieben von Christine Todsen am 23.11.2021:

Interessant! Allerdings handelt es sich ja offenbar um einen EU-Weihnachtsmann, und wenn diesem schon der Import aus dem Nach-Brexit-Schottland zu teuer und zu kompliziert ist, würde er einen transatlantischen Import wohl erst recht ablehnen. Oder? Ich kenne mich damit nicht aus;-)




geschrieben von ehemaliges Mitglied am 23.11.2021:
Kommentar gern gelesen.
Klingt zunächst logisch, aber Importe aus Drittländern müssen nicht zwangsläufig teurer sein. Im Fall von Whisk(e)y eher nicht; denn der von jenseits des Atlantiks ist nicht teurer, jedenfalls solange kein Zoll-Scharmützel mit US-Präsidenten stattfindet. Aber: Single Malt aus 'Brexit-Land' ist schon etwas Besonderes.

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