Veröffentlicht: 04.11.2021. Rubrik: Lustiges
Mair
Der Familienname Mair, eine Variante des Namens Meier, ist hauptsächlich in Bayern, Österreich und Südtirol anzutreffen.
Kurioserweise gibt es in Wales den weiblichen Vornamen Mair, der genauso ausgesprochen wird und die walisische Form des Namens Maria darstellt.
Gewitzte Leser ahnen jetzt bestimmt schon, was kommt. Richtig: Um 1965 herum verbrachte der bayerische Bauer Georg Mair einen Urlaub in Wales und verliebte sich prompt in eine Einheimische namens Mair Jones. Seine Gefühle wurden erwidert, und schnell schmiedeten die beiden Heiratspläne. Da Georg seinen Hof nicht aufgeben wollte, beschlossen sie, in Bayern zu leben. Damals wurde bei einer Eheschließung automatisch der Nachname des Mannes zum Familiennamen. Mair Jones wurde also auf einem bayerischen Standesamt alsbald zu Mair Mair.
Die junge Frau, die ohnehin schon zweisprachig mit Walisisch und Englisch aufgewachsen war, lernte schnell sowohl Bairisch als auch Standarddeutsch. In den ersten Wochen ihrer Ehe war Mair vor lauter Verliebtheit noch stolz darauf, den Nachnamen ihres Angebeteten gleich zweifach zu tragen. Doch je mehr Zeit verging, desto ärgerlicher fand sie die kuriose Dopplung. Wurde sie nach ihrem Namen gefragt, sagte sie stets: „Vorname Mair und Nachname auch Mair, also Mair Mair.“ Ohne diese Erläuterung hätten die anderen nämlich gedacht, sie stottere oder sei nicht ganz richtig im Kopf.
Eines Tages sagte Mair zu ihrem Mann: „Mir ist etwas eingefallen. Ich bin ja britische Staatsbürgerin, und im britischen Recht ist die Änderung von Vornamen viel einfacher als im deutschen. Soll ich auf dem Generalkonsulat in München meinen Vornamen von Mair in Mari ändern lassen? Auch das ist eine walisische Form von Maria! ‚Mari Mair‘ klingt doch gut, oder?“
Georg stimmte ihr zu, riet ihr jedoch: „Erkundige dich zuerst beim Ausländeramt, ob es die Änderung akzeptieren würde. Sonst bekommst du womöglich Schwierigkeiten mit deiner Aufenthaltserlaubnis.“
Alles klappte, und die Waliserin war glücklich, als sie endlich Mari Mair hieß. Inzwischen hatte sich bei ihr und Georg Nachwuchs eingestellt. Töchterchen Lisa hatte einen Namen bekommen, den es sowohl in Bayern als auch in Wales gibt.
„Mari“, sagte Georg eines Abends, „ich muss etwas mit dir besprechen. Ein reicher Verwandter von mir, den ich kaum kenne, will mich adoptieren und zu seinem Alleinerben machen!“
„Aber das ist doch großartig!“, rief Mari spontan aus. Dann sah sie das sorgenvolle Gesicht ihres Mannes und fragte: „Oder hast du Bedenken? Gibt es ein Problem?“
„Na ja… Wir alle, auch eventuelle weitere Kinder, müssten seinen Nachnamen annehmen.“
Sie überlegte. „Wir hießen dann nicht mehr Mair? Würde das bedeuten, dass meine Vornamens-Änderung von Mair zu Mari unnötig war?“
„Nicht nur unnötig, sondern auch unvorteilhaft. Der Verwandte hat einen sehr seltenen Familiennamen: Huana…“