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geschrieben von Schneewalze (Schneewalze).
Veröffentlicht: 27.06.2023. Rubrik: Fantastisches


Midsommar

Midsommar

Man sagt, der frühe Vogel fängt den Wurm.
Ebenso heißt es, ausschlafen zu können ist, als würde man die Nacht mit Käse überbacken.

Über diese beiden Punkte dachte Snowball nach, als sie ihren lärmenden Wecker mit der tastenden Hand von dem kleinen Schrank neben ihrem Bett stieß.
Halb fünf in der Früh und das helle Licht vom Fenster half ihr wieder dabei, den Schlaf abzuschütteln. Einmal mehr rutsche sie schlaftrunken in ihre plüschigen Hausschlappen und schlurfte mit einem Seitenblick auf den Kalender in das kleine Bad neben ihrem Schlafzimmer.
Zeitgleich mit dem Erkennen des Datums hörte sie einen Tumult aus Richtung Flur und schlagartig wurde sie hellwach. Es war Midsommar!

Nach einer unelfenhaften Katzenwäsche schlüpfte sie in ihre Klamotten und stürzte aus ihrer Unterkunft in den langen Flur der Elfenunterkunft.
Schon auf den ersten Blick fiel sie in das vertraute Dilemma, schallend loszulachen oder fluchend mit ihrer Mütze zu werfen.
Der komplette Gang von der großen Tür bis zum Durchgang zum Saal und den Werkstätten war vollgestellt mit Säcken, Taschen und Koffern. Dazwischen hunderte Stiefel, Umhänge, Zaumzeug und einem Husky, der sich hingebungsvoll und unter Beifall von ungefähr zwanzig Elfen in einer Lache Schmelzwasser wälzte.

“Seid Ihr total beschfmmfhhfmm” hörte man von Snowball, bevor der Husky seinen Willkommensgruß in ihr Gesicht sabberte.
Unter schallenden Gelächter zogen Yule und Trinket den Hund von ihr herunter.
“Schön, dass Du auch schon wach bist. Ich hätte nicht erwartet, dass Du Pebbles so schnell in Dein Herz schließt” prustete Yule, während Der Husky namens Pebbles in Snowballs Zimmer verschwand.
“Hast Du schon Kakao gekocht? Tönte es von Trinket, der bereits in der kleinen Küche verschwunden war, wo jetzt das Klirren von Geschirr zu hören war.

Snowball, die sich den Huskysabber aus dem Gesicht wischte, fluchte leise und ließ sich von Yule auf die Beine ziehen.
“Schön, dass Ihr alle pünktlich….” setzte sie an, bevor Pebbles, der die Schnautze voller Socken hatte, sie mitten im Satz über den Haufen rannte und gefolgt von zwei Dutzend Elfen durch die große Tür nach draußen in den Schnee verschwand.
“Ist das Euer Ernst?” knurrte sie Yule an, der sie unschuldig anblickte.
“Du hättest sehen sollen, wo er gelebt hat! Hinterhof und so! Wir konnten ihn nicht zurücklassen.” Yule zog die Schultern hoch und zeigte auf Trinket, der gerade mit drei Tassen aus der Küche erschien.
“Trink erst einmal einen Kakao und wenn Du wach bist, gehen wir Frühstücken. Es gibt viel zu tun und eine Neuigkeit hast Du bereits erfahren”

Während die drei Elfen ihren Kakao schlürften, beobachteten sie das geschäftige Treiben auf dem langen Flur der Unterkunft. Überall wurde allmählich das Gepäck in die Zimmer getragen.
“Ich muss in die Ställe und nach den Rentieren schauen” verkündete Trinket, nachdem er den letzten Krümel Schokolade aus der Tasse gefischt hatte. “Da ist was im Busch, ich habe vorhin ein paar seltsame Nachrichten im WMDZ Board gelesen. In einem schottischen Hochlandmoor wurde ein freilaufendes Yak gesichtet und im Roten Meer eine Robbe mit Geweih. Soll mich der Keks holen, wenn da nicht unsere Fellgesichter ihre Nasen im Spiel haben”
Er drückte Yule seine Tasse in die Hand und verschwand auf einer breiten Treppe nach unten.

Snowball pflückte ein Klemmbrett von einem Regal und notierte sich ein paar Stichpunkte.
“Hey Yule”rief ein mit einem großen Sack bepackter Elf “Es stehen schon ein Dutzend Säcke mit Post unten an der Rampe” und verschwand ebenfalls auf der breiten Treppe.

“Na dann muss ich wohl mal schauen, wie es da unten aussieht” Sie drückte Snowball beide Tassen in die Hand und folgte den beiden andere Elfen die Treppe herab.
“Danke auch” rief ihnen Snowball nach und brachte die Tassensammlung in die Küche.

“Skittle!” Schrie sie in den Flur und nach ein paar Sekunden schaute dieser aus einer Tür und winkte ihr kurz zu, um dann wieder zu verschwinden. Snowball holte tief Luft und setzte zu einem weiteren Schrei an, als Skittle schon vor ihr stand.

Verwirrt schaute sie den grinsenden Elf an.
“Du siehst echt unausgeschlafen aus” stellte er fest. “Also? Was liegt alles an?”
Snowball studierte ihr Klemmbrett und hakte ein paar Punkte ab.
“Sieh zu, dass wir im Stall einen Platz für Pebbles finden, sofern er sich mit den Rentieren verträgt. Meinetwegen soll sich Trinket darum kümmern, er hat den Burschen mitgebracht. Schicke ihm etwas Hilfe runter, falls es Probleme mit den Rentieren gibt. Yule braucht Hilfe an der Postrampe, schick da mal ein paar Elfen hin. Die können schon mal anfangen, die Post zu sortieren. Ich weiß gar nicht, warum schon JETZT so viele Säcke da stehen.”
Sie kaute auf dem Stift.
“Dann müssen wir hier schnellstmöglich Ordnung schaffen. Die große Küche, der Saal und der Santa Flügel müssen heute Mittag glänzen. Ich weiß nicht, wann der Alte kommt und ich möchte nicht, dass es hier aussieht wie bei Hempels unter dem Sofa.”
Grübelnd schaute Snowball zur Decke
“Ach vergiss die Küche, darum kümmern sich die Köche! Bestandsaufnahme im Lager ist wichtig, das haben wir letztes Jahr vergeigt. Keine Candystangen und dafür entschieden zu viel Tonkabohnen.
Nachricht an alle ans Schwarze Brett, heute Abend, wenn Zuckerstange und Lakritz eine Linie bilden ist Willkommenbankett im großen Saal. Bis dahin sollte Santa wohl da sein.
Ach! Putzen gilt für alle.”

Skittle schaute sie erwartungsvoll an.
“Die Köche sind schon am Wirbeln, in den Ställen sind Dancer, Comet und Cupid bereits angekommen, die ersten Postsäcke werden grade geleert und der Rest putzt.
Die Schuster müssen allerdings schnellstmöglich Stiefel machen.”
“Warum?” wunderte sich Snowball
“Pebbles mag nicht nur Socken” murmelte Skittle “Ich habe bereits ein paar in die Werkstätten geschickt.

“Wirklich großartig” dachte Snowball. Die Vorstellung, Santa zu erklären, warum die Hälfte der Elfen mit angekauten Stiefeln herumläuft, war nicht verlockend.

Skittle machte sich grade auf den Weg in den großen Saal, als Trinket die Treppe von den Ställen hochkam.
“Weißt Du schon, wann der Chef kommt?” mümmelte er zwischen zwei Keksen hervor.
“Weiß nicht, irgendwann am frühen Abend schätze ich. Er hat sich noch nicht gemeldet.”
Sie hakte einen Punkt auf ihrer Liste ab und schaute Trinket an.
“Warum fragst Du?” Ihr schwante böses.
“Och, es geht nur um Dasher und Blixen, die beiden haben es richtig krachen lassen. Ich weiß nicht, wo Dasher sich herumgetrieben hat, aber er ist das erste Rentier, dass ich mit Dreadlocks gesehen habe. Dem rasieren wir grade das Fell ab, Santa wird begeistert sein, wenn er ihn sieht”
Snowballs Kinnlade fiel herunter
“Keine Angst, bis Weihnachten ist das Fell nachgewachsen” Trinket grinste.
“Bei Blixen ist das unproblematischer, der stinkt nur wie ein Wal. Der bekommt ein Vollbad, wenn wir mit Dasher fertig sind.”

Snowball schloss die Augen und wünschte sich nur eine Saison, in der der erste Tag nicht das völlige Chaos bedeutet. Sie schaute nach oben und verfolgte mit einem Blick eine extrem dicke Schneeflocke, die sich auf direktem Weg zu ihrer Nase machte.
Kurz vor der Nasenspitze zuckte die Schneeflocke kurz und landete dann auf ihrem Klemmbrett.

Sie schmolz auf dem Papier und zusammen mit der Tinte bildete sich mit leuchtend roter Schrift der Satz:

“Bin in einer Stunde da, ich freue mich, Euch alle endlich wiederzusehen”

Snowball riss die Augen auf und plärrte “Skittle!”
Dieser schaute aus dem Portal des großen Saals zu ihr herüber.
“Tisch decken! Santa ist in einer Stunde da! Ruf alle zusammen! Sag in der Küche Bescheid”
Sie schaute zur Tür in den Santa Flügel und holte schon wieder Luft, als Skittle sie knuffte.
“Sein Bett ist schon bezogen und ein paar neue Schlappen haben wir ihn auch bereits hingestellt. Die Alten hat sich Pebbles geholt”
Er nahm Snowball den Stift aus dem Mund, steckte ein Röhrchen auf die angekaute Seite und in dieses kleine Röhrchen platzierte er eine kurze Zuckerstange, um ihr den so präparierten Stift wieder zwischen die Zähne zu stecken.
“Jetzt mach den Mund wieder zu, Du bist doch kein Holzwurm”

Staunend sah Snowball auf ihr Schreibgerät und knabberte sogleich versonnen weiter.
“Kreativ kann er” dachte sie, hakte weitere Punkte auf dem Klemmbrett ab und organisierte noch diverse kleine Katastrophen beiseite, bevor es Zeit wurde, in den großen Saal zu gehen.
Es war rappelvoll und hunderte Elfen saßen bereits an den Tischen, als vom großen Portal ein Rauschen zu hören war.
Mit einem lauten Rumpeln schwangen die großen Flügel auf und unter einem fantastischen Jubel betrat Santa die große Halle. Während die anderen Elfen auf den Bänken standen und Santa einen passenden Empfang bereiteten, schloss Snowball die Augen und hoffte, dass sie einfach nur vom Schnee geblendet war.

Auf der Schwelle stand Santa, aber etwas war…unerwartet.
Er trug gelbe Badeschlappen, eine knallbunte Bermuda und ein Hawaiihemd, dessen Farben jeder Beschreibung spotteten. Seinen Bart trug er zum Zopf geknotet, in dem kleine Blumen zu sehen waren und als Krönung thronte eine verspiegelte Sonnenbrille auf seiner Nase.
Mit einem entspannten Surfergruß ging er zwischen den Tischen hindurch und umarmte laut lachend jeden Elfen, den er zu fassen bekam. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er zu ihr an den Tisch kam.
“Snowball” dröhnte er und zog sie in eine kräftige Umarmung. “Hast Du mal in die Ställe geschaut? Dasher sieht aus wie ein Lurch und Blixen nimmt grunzend ein Vollbad. Außerdem liegt ein Husky auf einem Berg aus Socken in der Box von Rudolph.”, er lachte schallend, schnappte sich eine Tasse Kakao, tunkte einen Keks hinein und krümelte sich den kompletten Bart voll.
“Lass mich raten, Du hast bisher einen tollen Tag gehabt?” Er nahm Snowball das Klemmbrett aus den Händen, den Stift aus dem Mund und tauschte beides mit einem Keks und einer warmen Milch.
“Du solltest etwas lockerer werden! Warum nimmst Du nicht auch mal Urlaub in der Karibik?”
Er nahm ihr die Mütze ab, setzte ihr die Sonnenbrille auf und musterte sie”
“Is cool man” stellte er mit dem Daumen nach oben fest.

Santa holte tief Luft, drehte sich in den Saal und ließ sein bekanntes “HO HO HO” in den Raum schallen. Ein hundertfaches Echo dröhnte aus allen Elfenkehlen zurück.
“Jetzt wird gefeiert” rief er bestimmt “wir haben das nächste halbe Jahr reichlich Arbeit vor uns, aber die kann auch bis morgen warten.

Also wurde am Nordpol Midsommar gefeiert, schließlich würden die Tage ab jetzt wieder kürzer werden.

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