Veröffentlicht: 08.12.2022. Rubrik: Lustiges
Advent und so...
Alle Jahre wieder!
Festlicher Würgereiz in allen Wohnzimmern, wo mit nostalgischen Blockflöten ein gequältes “Oh Tannenbaum” in allen hörbaren Tonlagen gleichzeitig in den Raum gehupt wird. Erst ist es nur Übung, um ganz sicher zu sein, dass auch wirklich jede Note einen würdelosen musikalischen Tod stirbt.
Später wird daraus dann der apokalyptische Albtraum eines weihnachtlichen Wohnzimmerkonzertes, den keine Familie ohne Hilfe von Glühwein und Eierpunsch ertragen kann.
Ein großes Stück Tradition ist die gefüllte Keksdose, die auf (weihnachtlich?) magische Art nie leer im Schrank, bzw. auf dem Tisch steht. Der anspruchsvolle Weihnachtsfan steht dafür über Stunden in der Küche und füllt Blech nach Blech mit dem Teig, der Christmas bedeutet. Dagegen füllt der Minimalist seine Keksdose mit heiligen Backwerk aus dem Supermarkt.
Versteht mich nicht falsch, ein jeder soll sein verbrieftes Recht auf Diabetes in Anspruch nehmen dürfen. Aber wenn die Bauchspeicheldrüse unter Protest den Körper zu verlassen droht, sollte man sich überlegen, die Keksdose doch bitte mal zur Seite zu stellen.
Geschichtlich ist der Advent schon in der frühsteinzeitlichen Epoche zu finden, allerdings gibt es darüber keine Aufzeichnungen, weil noch keiner schreiben konnte. Im römischen Reich allerdings ist vom Advent verbreitet die Rede. Sprachwissenschaftler finden den Ursprung in den beiden Wörtern “Adonis” und “Venti”, was so viel wie “Windiger Schönling” bedeutet. Der Bezug hierbei ist zweifelsohne der Nikolaus, der in jüngster Vergangenheit diverse Treter mit überflüssigen Hüftspeck gefüllt hat.
Dazu ganz viel “no hate”, es geht auf Weihnachten zu und da kann man schon mal darauf verzichten, dem ungeliebten Nachbarn die Hütte anzuzünden. Beschränken wir uns doch darauf, die gelben Säcke hinter seine Hecke zu werfen. So viel Nachsicht kann man außerhalb dieser liebevollen Jahreszeit nicht erwarten.
Wichtig ist auch viel Grünzeug, möglichst überall und mit reichlich Beleuchtung. Die Beleuchtung von Haus und Hof ist gleichzusetzen mit einem hochpreisigen Auto auf der Einfahrt.
Wer das Umland in möglichst vielen Farben und der Intensität einer durchzündenden Nova erleuchten kann, hat den größten...Advent. Kosten und Aufwand stehen dabei in keinerlei Verhältnis zum Ergebnis der geschmacklosen Energieverschwendung.
Nicht selten wandern die Eingeborenen meiner dörflichen Idylle an den hell erleuchteten Behausungen vorbei und bekunden ihr Wohlwollen mit “Ahhhh” und “Ohhhh”. Schmal ist der Grad zwischen Kunst und Kitsch! Was dem einen das geliebte illuminierte Rentier, ist des anderen der aufgeblasene Schneemann, der sich schon bald nach dem ersten Wintersturm vorne an der Kreuzung im Baum wiederfindet.
Mitleidig ruht der Blick auf dem Heim des offensichtlich armen Besitzers, der lediglich ein Lichtlein im Fenster leuchten lässt.
Der erfahrene Haudegen der Adventsbeleuchtung sitzt derweil in seinem Sessel an der Terrassentür bei einem guten Whiskey und schaut sich das leuchtende Treiben interessiert an.
In diesem Sinn wünsche ich allen eine schöne Adventszeit.