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1xhab ich gern gelesen
geschrieben 2025 von Dan Prescot (Dan Prescot).
Veröffentlicht: 11.01.2025. Rubrik: Fantastisches


Materie 4.2 -déjà vu-

Ich kann die Neugier in seinem Gesicht lesen. Seine hochgezogenen Augenbrauen zeigen seine völlige Überraschung.
„Das ist nicht das, was ich erwartete.“
„Dafür entspricht deine Reaktion, meiner Erwartung! Spielen wir weiter?“
„Worauf hast Du jetzt Lust? Vielleicht etwas trinken?“
„Warum nicht. Kennst du einen netten Ort, wo wir hin können?“
„Ich denke schon.“
Eine Zeitlang gehen wir schweigend die Paulinenstraße runter. Etwa nach 3 Minuten kommen wir an eine Cafe-Bar.
„Lass uns einige Dinge holen, für ein Picknick.“
Wir gehen in das Cafe, einen Augenblick orientiert sich Adrian, dann strebt er an die Theke und redet mit der Bedienung. Die dunkelhaarige Schönheit lacht auf und legt ihre Hand auf die Seine. Zweimal tappt sie auf seine Hand, dann schmunzelt sie, zwinkert ihm zu und geht in die Küche. Als Adrian sich umdreht und grinsend zu mir zurückkommt, bin ich schon angesäuert.
„Eine Freundin von dir?“
Ich weiß, dass ich mich zickig anhöre, kann aber nicht aus meiner Haut. Die Erfahrung von Eifersucht ist mir neu. Die Beziehungen vor Adrian waren meist flüchtig und gaben nie Anlass zur Eifersucht. Mir wird klar, was das bedeutet. Zum Glück rettet er die Situation und lacht auf.
„Wohl eher eine Freundin meiner Mutter. Sie packt uns schnell etwas zusammen und gibt uns sogar eine Decke mit.“
Ich komme mir albern und naiv vor und merke wie mir die Röte ins Gesicht steigt. Verlegen blicke ich zur Seite.
„Komm lass uns noch einen Augenblick hinsetzen, es wird noch etwas dauern.“
Wir setzen uns an einen Fensterplatz.
Die attraktive Bedienung kommt zu uns an den Tisch und stellt zwei Schalen und zwei Gläser nacheinander vor uns ab.
„Hi, ich bin Alina. Es dauert noch einen Augenblick, damit euch die Zeit nicht so lang wird.“
„Danke Alina, das ist Juliana, eine Mitschülerin und Freundin von mir.“
„Hallo Alina, danke für die Mühe, mit dem Picknick.“
„Mache ich gern. Weißt du, Adrian bringt nicht oft Freunde mit.“
Ihr Lächeln und ihre Freundlichkeit sind echt und werten die wenigen Worte auf.
Ich lächle zurück.
Als sie sich umdreht und an einen anderen Tisch geht, schaue ich ihr mit einem angenehmen Gefühl nach, ich mag sie.
„Du bist oft hier, nicht war?“
„Ziemlich oft, ein,- zweimal die Woche.“
„Was ist das?“
Ich zeige auf die Schale.
„Ich denke eine Vorspeise. Probiere selbst.“
Ich nehme den Löffel und probiere von dem Mus.
„Hm, lecker, schmeckt fruchtig, kann ich das Salz haben?“
„Lass das mit dem Salz lieber sein.“
„Warum, sind sie dann beleidigt?“
Erstaunt schaue ich zu Adrian.
„So hätte ich Alina nicht eingeschätzt.“
„Nein, das ist es nicht. Ich würde nur das Salz nicht nehmen. Es ist in Tütchen abgepackt.“
„Na und? Ach wegen dem Müll meinst du?“
„Nein, es ist kein gutes Salz.“
„Ach Adrian, komm schon. Was meinst du denn damit?“
Er schaut sich im Laden um, als suche er etwas. Dann steht er auf und geht an einen anderen Tisch quer durch den Raum. Ein Pärchen sitzt daran.
„Entschuldigung, dürfte ich bitte ein Päckchen Salz haben?“
Als er zu unserem Tisch zurückkommt, händigt er mir wortlos das Päckchen aus. Ich nehme es entgegen und bin ratlos, was ich damit tun soll.
„Na los, lies.“
Ich tue ihm den Gefallen:
„Salz.“
„Lies weiter.“
„Rieselhilfe...E 535“
„Bitte, was sage ich!“
„Adrian, es ist nur ein Zusatz, damit das Salz nicht klumpt.“
„Gut, was meinst du, woraus besteht die Rieselhilfe?“
„Weiß ich nicht. Glaubst du ich kenne alle Zusatzstoffe auswendig?“
„E 535 ist Natriumferrocyanid. Glaubst du, dass ein Cyanid gesund ist?“
„Wahrscheinlich ist die Menge so gering, das es niemanden schadet.“
„Vielleicht. Aber warum ist es überhaupt zugelassen?“
„Warum erzählst du mir das, Adrian? Können wir nicht über etwas passenderes reden?“
„Juliana, ich will dich nicht belehren. Darum geht es mir nicht. Ich glaube das du tiefer blicken kannst.“
„Meine Güte Adrian, du redest wieder in Rätseln. Der Deal war, dass du mich ablenken solltest, damit ich mir keine Gedanken machen muss. Das ist im Augenblick nicht hilfreich!“
„Du hast recht, entschuldige.“
„Sag mal, mir fällt da gerade ein, das ich schon ein paarmal fragen wollte warum du es bei unserer ersten Begegnung so eilig hattest. Sonst sehe ich dich selten rennen.“
Er schaut mich konzentriert an und die Augenbrauen ziehen sich ein wenig zusammen.
„Ach das, ich hatte etwas probiert und darüber die Zeit aus den Augen verloren. Ich musste mich beeilen.“
„Was hattest du denn probiert, was dich die Zeit vergessen ließ? Was immer es auch war, dadurch haben wir uns getroffen.“
„Na gut, aber versprich mir nicht zu lachen?“
„Also jetzt machst du mich noch neugieriger. Was kann das sein, das du befürchtest ich könnte darüber lachen?“
Er wirkt ein wenig verlegen und sucht scheinbar nach den richtigen Worten.
„Kannst du dich an deine Kindheit erinnern? Das Gefühl dieser scheinbar endlosen, riesigen Welt? So voller Wunder, Geheimnisse, die es zu enträtseln galt?“
„Na ja, wir waren Kinder. Alles war neu für uns.“
„Mag sein. Schade, dass wir das Staunen über die Dinge verlernt haben. Alles was wir um uns herum wahrnehmen und von dem wir doch so wenig verstehen.
Ich schaue ihn an, hänge an seinen Lippen. Mit wenigen Worten hat er mich in meine Kindheit versetzt, in all die Wunder, die Allmacht meiner Eltern, die alles wussten und scheinbar alles mühelos vollbrachten. Die Dinge, die sie uns zeigten, kleine und große Tricks oder Magie in die sie uns einweihten. Meine erste Schleife die ich band, das Bild eines Rehs in dem Fernglas meines Vaters was er mir leise wies, die ersten zarten Pflanzen welche ich unter der Anleitung meiner Mutter pflanzte und nun in dem Blumenkasten durch die Erde brachen. All diese Bilder ziehen durch meinen Kopf.
„Da war aber noch etwas, was mich bis heute so fasziniert, das ich es nicht vergessen kann. Das Gefühl der endlosen Möglichkeiten. Es war, als ob man eine Geschichte lesen wollte und in einer riesigen Bibliothek wohnte. Mit jeder Sekunde deines Lebens ahnst du die Konsequenz von noch so winzigen Handlungen, die deine Möglichkeiten immer weiter einschränken.“
In mir regt sich eine ferne Erinnerung an das Gefühl, welches Adrian mir da beschreibt. Als ich Luft hole um zu sprechen.
„So ihr beiden, wenn ihr mit eurem Picknick fertig seid, packt das Geschirr einfach in den Korb und bringt ihn auf den Weg nach Hause wieder vorbei.“

Fortsetzung folgt...

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