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geschrieben 2025 von Dan Prescot (Dan Prescot).
Veröffentlicht: 09.01.2025. Rubrik: Fantastisches


Materie 3 -Alltag-

Edith nervt! Sie ist meine Schwester und jeder nennt sie Didi, selbst Mom. Eigentlich will ich jetzt allein sein. Mir schwirrt der Kopf und ich habe so viel was ich erst mal verarbeiten muss. Das mit Adrian war nicht geplant. Vorgestern hatte ich ihn noch nicht einmal wahrgenommen und seit gestern kann ich nicht aufhören, an ihn zu denken. Innerhalb eines Tages hat sich mein Leben komplett verändert. Dinge, die mir wichtig sind, treten in den Hintergrund und werden von nur einem Ereignis abgelöst. In einer Stunde sehen wir uns in der Schule wieder. Wird es wie gestern, oder hat sich alles geändert. Wie soll ich mich verhalten, was erzähle ich Tina?
„Verdammt Jules, steh endlich auf! Ich habe keine Lust alles allein zu erledigen!“
Edith brüllt aus der Küche, durch meine geschlossene Zimmertür und sie nervt!
Um ihrem Genörgel zu entkommen, ziehe ich die Bettdecke über den Kopf. Selbst unter der Bettdecke kann ich hören, wie die Tür zum Badzimmer aufgestoßen wird.
„Juliana! Ich schwöre, wenn Du zu spät in die Schule kommst, bleibst Du den Rest der Woche im Haus und bringst den Haushalt auf Vordermann!“
Verdammt, wenn meine Mutter mich bei meinem vollständigen Namen ruft, meint sie es ernst.
Entnervt schiebe ich die Bettdecke zur Seite. Es wird sowieso Zeit das ich mich fertig mache. Auf den Weg ins Bad schnappe ich mir ein paar Utensilien und stampfe geräuschvoll zur Tür. Mir schießt wieder die Frage durch den Kopf, wieso Adrian es bei unserer Begegnung so eilig gehabt hatte. Zwei Mal habe ich ihn danach gefragt, zwei Mal bekam ich keine Antwort. Ich nehme mir vor ihn heute erneut danach zu fragen.
Mit beiden Fäusten an der Hüfte, steht Edith vor meiner Tür, als ich diese öffne.
„Du kannst den Tisch abräumen und das Geschirr in den Spüler stellen!“
„Kann ich vorher auch noch essen?“
„Klar, wo du doch massenhaft Zeit hast! Wirf mal einen Blick auf die Uhr.“
Sie deutet mit dem Kopf auf die Uhr. Mist! Es ist halb acht und ich werde zu spät kommen!
„Oh Didi bitte, kannst du das machen, sonst schaffe ich das nicht. Heute darf ich nicht zu spät kommen, bitte!“
„Dein Problem Jules, Mama wird dir die Hölle heiß machen, ich hatte dich gewarnt.“
„Didi, bitte! Das ist mir egal. Ich darf heute nicht zu spät kommen.“
„Was ist heute so wichtig, hm? Eine Klausur?“
„Didi, bitte!“
Sekundenlang mustert sie mich und ahnt, was ihre Schwester bewegt.
„Ok Jules, ich will wissen was läuft. Sieh zu, dass du in 10 Minuten fertig bist.“
Ich kann das Klappern des Geschirrs hören, während ich mich fertig mache. Fünfzehn Minuten später sind wir beide vor unserem Wohnblock, auf dem Weg zur Schule.
„Nun sag schon, wer?“
„Adrian, aus der C.“
„Aus der C sagst du? Wer soll…warte! Der Nerd-Adrian? Physik, Mathe Adrian?“
„Keine Ahnung, Adrian halt. Über Unterricht in der Schule haben wir uns nicht gerade unterhalten.“
„Schwester ich hoffe, du weißt auf was du dich da einlässt.
„Jetzt fang du auch noch an! Gibt es irgendetwas Konkretes, was du gegen ihn sagen kannst? Tina machte auch solche Andeutungen. Mir ist nichts Komisches aufgefallen und wir haben fast den ganzen Tag nach der Schule zusammen verbracht.“
„Wo fang ich an? Der Typ hat keine Freunde, ich glaube der hat nicht mal Kontakte. Keiner weiß irgendetwas über den. Er meidet seine Mitschüler und die meiden ihn. Er quatscht, als käme er aus dem letzten Jahrhundert. Der ist so gut in der Schule, dass es einen schon ankotzt!“
„Und das stört dich?“
„Mich? Nein Jules, jeden!“
„Nicht jeden Didi, nicht mich.“
Wir schauen zusammen auf den Schulhof, wo sich eine bizarre Szene vor unseren Augen abspielt. Mehrere Schüler stehen sich gegenüber und eine wilde Diskussion heizt die Stimmung an. Scheinbar geht es um eine Aktion, die die Schüler planen und man ist sich über die Details noch nicht einig. Deutlich können wir die Worte „Klima“ und „Retten“ sowie „jetzt handeln!“.
„Jules, Himmel bist du spät! Hallo Didi.“
Tina stößt zu uns und umarmt erst Didi dann mich.
„Ich dachte du hast schon was anderes vor und kommst deshalb heute gar nicht mehr.“
Dabei zwinkert sie mir verschwörerisch zu.
„Dasselbe könnte ich auch über dich sagen, oder nicht?“
„Wusstest du von Adrian?“ fragt Didi.
Tina zieht die Augenbrauen hoch.
„Adrian? Im Ernst, Jules.“
Es wird lauter und in der Schülergruppe neben uns kommt Bewegung. Es werden Transparente und Plakate hervorgeholt, ausgerollt und aufgestellt. Auf denen folgende Texte zu lesen sind: Friday for Future, Rettet unsere Welt, Handelt, JETZT!
„Endlich passiert hier mal was. Wurde auch Zeit!“
„Hallo Juliana. Stellst du mich deinen Begleitern vor?“
Ausgerechnet jetzt muss Adrian auftauchen, ist ja klar.
„Hallo Adrian, das ist Tina und meine Schwester Didi.“
Adrian zieht die Augenbrauen hoch.
„Hallo Tina. Didi?“
Er blickt von Tina zu Didi und wartet, ohne den Blick abzuwenden. Eine ganze Weile vergeht, bis mir dämmert, dass er auf den richtigen Namen meiner Schwester wartet.
„Edith, meine Schwester heißt Edith. Aber alle rufen sie nur Didi.“
„Nun Edith, schön dich kennen zu lernen.“
Edith verdreht die Augen.
„Ich hatte es dir gesagt, Jules. Sag nicht ich hätte es dir nicht gesagt!“
Didi ist nicht wegen ihres Taktgefühls bekannt.
„Meine Schwester meinte ich solle mich vor dir in Acht nehmen. Muss ich das, Adrian?“
„Von mir geht keine Gefahr aus.“
Sein Blick geht in Richtung der Schülergruppe.
„Wir sollten reingehen, der Unterricht beginnt gleich. Sehen wir uns in der Pause, Juliana?“
Bevor ich antworten kann, landet ein Hauch von Kuss auf meiner Wange.
„Tina, Edith…“
Adrian dreht sich um und geht, ohne eine Antwort abzuwarten oder einen Blick zurück, in das Schulgebäude. Als wir ihm folgen spricht keiner von uns ein Wort.

Fortsetzung folgt...

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