Veröffentlicht: 06.04.2025. Rubrik: Satirisches
Gastronomische Anekdoten Gastro 2
Es gibt Dinge, die muss man gesehen haben, um sie zu glauben. Wunderliches, Merkwürdiges, Seltsames – und manchmal fragt man sich: Passiert so etwas wirklich? Ich kann nur sagen: Tatsächlich
Ich habe zwölf Jahre lang an der Kasse in der Personalkantine eines Flughafens gearbeitet. In dieser Zeit habe ich viele skurrile Szenen erlebt – hier ein paar Kostproben.
Da wurde extra ein Schaukasten mit Bildern der Gerichte aufgestellt, damit alles schneller vonstattengehen sollte. Doch das half nicht viel. Besonders Männer unterhielten sich auf dem Weg zur Essensausgabe oft angeregt über ihre Wahl – bis sie an der Theke standen. Dann begann das große Überlegen: „Kann ich statt Erbsen Blaukraut haben?“ Währenddessen klopfte die ungeduldige Kollegin mit der Schöpfkelle aufs Blech. Sagen durften wir natürlich nichts – schließlich waren sie sie die Mitglieder der "Königshafen-Gesellschaft”.
Die Frauen hingegen sah man eher selten in der Kantine. Die Damen des Flughafens bevorzugten den Italiener – man musste schließlich auf die Figur achten! “Beim Italiener?”
Oder der Klassiker: Der "Schlender-Mitarbeiter" nimmt sein warmes Essen, stellt es an der Salatbar ab, wählt in aller Seelenruhe seinen Salat – und beschwert sich später, dass das Essen kalt sei. Na klar! Der Chef ließ daraufhin eine Mikrowelle aufstellen, die aber nie benutzt wurde – außer von mir, zum Staubwischen in der Spätschicht.
Dann gab es den Trickser-Mitarbeiter, den ich längst durchschaut hatte. Er nahm sein Essen, aß die Hälfte und kam dann zurück: „Hat nicht geschmeckt.“ Innerlich fragte ich mich: Warum hat er dann überhaupt so viel davon gegessen? Aber der Chef wollte keinen Ärger mit der "Königshafen-Gesellschaft" und ließ ihn ein neues Gericht auswählen – samt gratis Nachtisch. Den hätte er eigentlich bezahlen müssen, weil nur das Personalessen zur Hälfte übernommen wurde. Merkwürdigerweise entschied er sich oft wieder für das gleiche Gericht …
Manche Situationen waren einfach absurd. Einmal fanden wir einen Büstenhalter auf einer Bank – frag nicht, wie der dahin kam. Ein Serviertablett auf dem Getränkekühlschrank, Gläser unter dem Tisch. Dann gab es die Salz-Kaffee-Fraktion, die Salz statt Zucker in ihren Kaffee kippte. Selbstverständlich bekamen sie einen neuen – auf Kosten des Hauses. Doch dann beschwerte sich die Sitznachbarin: „Jetzt ist meiner kalt geworden!“ Die andere kommentierte trocken: „Kalter Kaffee macht schön.“
Genau in meiner Spätschicht – denn ich war ja kinderlos und konnte daher ruhig einspringen, wenn jemand krank war oder Doppelschichten im Notfall gebraucht wurden – passierte es: Es gab Fisch. Eine Frau bestellte spätabends Fisch mit Kartoffelpüree. Ich erklärte ihr, dass der Fisch seit 17 Uhr aus sei. Das passte ihr gar nicht. Die hoche Dame eingebildet schnipisch fragt: „Wissen Sie nicht, wer ich bin?“ Das Ganze endete in einem Wortgefecht – bis sie schließlich empört den Raum verließ.
Monate später stand sie wieder vor meiner Kollegin, die mit ihr nicht klarkam, und winkte mich herbei. Ebenfalls stand ich jetzt hinter der Essensausgabe, und es gab wieder Probleme wegen dem Essen. Wieder spät, wieder gab es Fisch. Dieses Mal beschwerte sie sich, dass der Fisch zu trocken sei und die Pellkartoffeln voller Fett. Diesmal blieb ich ruhig, zählte auf, was es noch gab. Doch sie winkte genervt ab und erklärte, sie komme immer spät raus und wolle daher etwas Leichtes. Ich deutete auf das Salatbuffet und merkte an, dass es ein leichtes Abendessen wäre. Das war dann wohl zu viel – sie rauschte ab, ihre Absätze klackerten wütend auf dem Boden. Und ich sah sie nie wieder.
Meine Beobachtung zu diesen Erlebnissen ist...
Die Gastronomie ist ein Theaterstück ohne Drehbuch. Man weiß nie, was als Nächstes passiert. Aber eines ist sicher: Die besten Geschichten schreibt das wahre Leben – und die Menschen sorgen immer für den nächsten Akt.

