Veröffentlicht: 05.04.2025. Rubrik: Satirisches
Notkantine Gastro 1
Bevor wir in die neue, moderne Kantine umzogen, wurde vorübergehend eine Notkantine eingerichtet. Unsere kleine, eingespielte Truppe bestand aus fünf Personen:
Meine brasilianische, tänzerische Kollegin, Mitte 30.
Ich, damals 24. Die Bayerin – ein gutmütiger Trottel. Oder besser: der Trottel vom Dienst.
Eine Rumänin, Mitte 40, die ständig wegeilte und dabei immer wieder ihre Schlüssel in der U-Bahn oder im Zug verlor.
Und die 18-jährige Österreicherin – flippig, nahm es nicht immer so genau, war aber flott bei der Arbeit.
Ein afrikanischer Student, um die 30, der nun als neuer Kollege dazukam.
Er weigerte sich strikt, meine Anweisungen auszuführen. Er meinte: "Ich bin ein Mann und lasse mir nichts von einer Frau sagen!"
Da ich merkte, dass er mit meiner brasilianischen Kollegin besser zurechtkam, gab ich ihr die Anweisungen weiter. Doch das passte ihm auch nicht! Er rastete aus, schimpfte irgendwas von Deutschen, die keine Afrikaner mögen, warf mit Rassismusvorwürfen um sich…
Dann wollte er einfach an der Theke entlang abhauen.
Ich – innerlich: Was, was, was?!
Laut rief ich: "Du bist ein Mensch! Mir egal, ob du Ausländer bist – kannst von mir aus grün sein!"
Er drehte sich abrupt auf dem Absatz um, ging wortlos zurück hinter die Theke und machte weiter.
Später nahm ich meine brasilianische Kollegin beiseite und bat sie, ihm alles zu zeigen. Obwohl er von mir keine Anweisungen annahm, war das sowieso nicht mehr nötig – er war äußerst intelligent und hatte alles innerhalb weniger Tage gelernt. Nach einer Kassenschulung bediente er die Kasse einwandfrei.
Am Ende kamen nur wir drei – er, die Brasilianerin und ich – mit in die neue Kantine. Die Rumänin hatte sich weggeheiratet, und die Österreicherin bekam ein Baby.

