Veröffentlicht: 09.03.2025. Rubrik: Persönliches
Kleine Anekdote
Lydias Kleine Anekdote
(1980)
Fast jeden Sonntag machte die ganze Familie einen Waldspaziergang.
Oben am Waldrand gab es wilde Himbeeren und Brombeeren. Auf den kleinen Waldpfaden erklärte Papa uns die Bäume – Linde, Birke und andere – und woran man sie erkennen kann.
Natürlich nahm Papa wieder eine seiner sogenannten „Abkürzungen“ … und wir mussten über einen Wiesenhügel. Es war ein sommerlicher Tag, zum Glück war alles trocken.
Unten am Traktorweg – einem geteerten, langen und schmalen Weg – waren wir alle müde. Es war schon später Nachmittag, als wir endlich in Frohmbach in einem Wirtshaus ankamen.
Unsere Mama wollte dort für uns das Abendbrot bestellen. Doch die Wirtin meinte nur: „Ich schau mal nach…“
Dann stellte sie uns einen Korb mit altem Brot vor die Nase.
Einige Zeit später kam sie zurück und sagte, ihr Sohn habe die letzten Würstchen gegessen. Alle gerieten in Aufruhr, weil es gleich regnen würde und sie das Heu noch einfahren mussten. Wir wurden hinausgeschickt,
So schnell waren wir sicher noch nie zu Hause! Gerade rechtzeitig schafften wir es ins Trockene.
Am nächsten Tag ging unsere Mama mit mir zum Metzger. Natürlich erzählte ich ihm, dass wir in der Gaststätte hungrig geblieben waren. Daraufhin bekam ich sofort ein paar Wiener – auch für meine Schwester wurden extra ein paar Stück eingepackt.
Bei einem anderen Metzger erzählte ich dieselbe Geschichte und bekam wieder eine Wiener – und meine Schwestern auch.
Selbst beim Bäcker bekam ich Brezen geschenkt, weil ich so ein verhungertes kleines Ding war.
Und so ging ich schließlich frohgemut nach Hause – hatte ich doch meine Würstchen bekommen!

