Veröffentlicht: 09.03.2025. Rubrik: Persönliches
Der lange Weg eines Engels auf Erden
Engel Helmut machte es sich gerade auf seiner Wolke bequem, als ihn einige Wolken, die ihn begleitet hatten, leise bei Petrus berichteten.
Petrus ging nachdenklich an der Himmelspforte auf und ab, schüttelte den Kopf und sagte:
„Das verstehe ich nicht… Wie kann das sein? Ein Engel auf der Erde?“
Die Wolken begannen zu erzählen:
Helmut wusste das Leben zu genießen. Ein dunkles Bier ließ er sich schmecken, genauso wie einen frisch gebackenen Apfelstrudel oder selbstgemachten Mohnkuchen. Dinge wie Kreuzworträtsel und Schnitzen waren eine seiner Vorlieben. Und wenn er nervös war, konnte man sein unverkennbares Augenzwinkern sehen.
Seine geliebte Frau schenkte ihm fünf wundervolle Töchter, die ihn sehr glücklich machten. Er brachte ihnen bei, aufrichtige und ehrliche Menschen zu sein. Egal, wie müde er von der Arbeit kam – wenn seine Mädchen ihn umarmten und mit ihm spielen wollten, war er für sie da. Er unternahm viele tolle Sachen mit seiner Familie. Sie machten Fahrradtouren, gingen zelten, und er teilte sein Wissen aus der Pfadfinderzeit mit ihnen. Auch wenn das Zelten bei schlechtem Wetter manchmal abgebrochen werden musste, blieben diese Erlebnisse unvergessen.
Oder Abends Geschichten vorlesen, zeichnen oder Lieder singen -
Er erklärte seinen Kindern, wie man den Nordstern und den Großen Wagen findet oder Schnürsenkel bindet. Auch kannte er alle Bäume.
Er fuhr nachts unzählige Runden mit dem Auto, nur damit die Kleinste einschlafen konnte. Seine Sorge um die Familie zeigte sich in vielen kleinen Dingen. Als seine jüngste Tochter im Bach auf einer Luftmatratze trieb, band er sie vorsorglich mit einem Seil an – doch es löste sich. Sie schrie wie am Spieß, aber Helmut sprang sofort ins Wasser und zog sie in Sicherheit. Für sie war er ein Held.
Und einmal, als er mit seiner Tochter die Sternbilder betrachtete, sprachen sie über heidnische Bräuche, die ins Christentum übergingen. Am nächsten Tag bekam sie im Ethikunterricht eine mündliche Eins – das hatte sie ihm zu verdanken.
Er hatte seine Eigenheiten: Wenn sich seine Frau einmal beschwerte, dass er nie den Abwasch machte, tat er es von da an so gründlich, dass sie fast daran verzweifelte – und so musste er es nie wieder tun. Ein kluger Schachzug!
Verrückt war auch, dass er im Sommer Kniestrümpfe trug, aber im Winter barfuß durch den Bach watete – weil es gut gegen Krampfadern sei.
Für die Oma baute er einst einen kleinen Holzschemel. Heute nutzen ihn seine Urenkel. Als sie fragten, ob der wohl zusammenbrechen könnte, wurde ihnen erklärt: „Niemals! Den hat Helmut gebaut.“
Helmut liebte die Natur. Einmal fuhren sie im Winter durch den Forst. Es war bitterkalt, doch er fragte: „Können wir das Fenster aufmachen? Ich liebe die frische Waldluft.“ Schon als Junge baute er kleine Staudämme im Bach.
Er hatte irgendwie alles.
Und in seinem Beruf war er unglaublich genau – „Das große Ganze kann fast jeder“, sagte er immer. „Aber die kleinen Details, die machen es aus.“ Und wenn man ihn fragte, ob er da oder dort helfen könnte, antwortete er: „Heid geht’s nimma, aber morng glei.“
Technik war nicht so seine Welt. Als das Auto nicht ansprang, seine Frau um Hilfe bat. Der Grund? Helmut hatte aus Neugier den Zündverteiler ausgebaut und auf den Küchentisch gelegt. Kein Wunder, dass das Auto nicht mehr startete!
Er hatte ein enormes Wissen, angelesen aus unzähligen Büchern, und konnte sich darin verlieren.
Vor allem aber war er ein Mensch, der in allem das Positive sah. Er sprach nie schlecht über andere und war sich seiner Gesundheit bewusst – selbst Yoga machte er als Ausgleich.
Seine Tierliebe war grenzenlos. Er konnte keiner Fliege etwas zuleide tun, Spinnen und Ameisen trug er vorsichtig ins Freie.
Petrus nickte: „Genau daran erkennt man einen Engel.“
Auch seine Prinzipien waren ihm wichtig: Ehrlichkeit, Pflichtbewusstsein, Pünktlichkeit und Ordnung. Aber am besten konnte er einfach nur zuhören.
Von unten, aus der Kirche, klangen Worte nach oben…
Lieber Helmut, wir vermissen dich sehr.
Vor allem deine ruhige, sanftmütige und doch heitere Art.
Wir wünschen dir eine unbeschwerte Reise und eine bequeme Wolke. Deine Überzeugung, dass du einmal ein Engel wirst, ließ uns dieses Lied auswählen:
„Mögen Engel dich begleiten…“
Unweit von ein paar Wolken entfernt saß Engel Helmut auf seiner bequemen Wolke und ließ seine Beine herunterbaumeln.
Petrus beobachtete ihn und wunderte sich: „Was ich überhaupt nicht verstehe – was hatte einer unserer Engel auf der Erde verloren?“
Helmut schmunzelte!
Unschuldig verschmitzt setzte Engel Helmut sein freundliches, innerliches Lächeln auf.
Seine Familie erinnert sich gerne an ihn. Am 03.02. verließ er die Welt, doch in ihren Herzen wird er immer weiterleben.
Petrus bestätigte: Sowas kann nur ein Engel bewerkstelligen.

