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4xhab ich gern gelesen
geschrieben 2024 von LeoWitsch (LeoWitsch).
Veröffentlicht: 10.07.2024. Rubrik: Unsortiert


Flohmarkt- das etwas andere Parship

Oktober 1991 war für mich eine seltsame Zeit, da ich bereits ein erfolgsverwöhnter Unternehmer war. Ob als Vertreter für Besen und Pinsel, als Importeur für Schnittblumen aus Holland, Kapstadt und San Remo oder als Großhändler für Feinlederwaren aus Rimini mit einem Einzelhandelsgeschäft in bester Lage im 1. Bezirk? Es hat immer funktioniert, es war nie eine "gemachte Wiese". Letztendlich benötigt man für alles, was man in dieser Stadt oder diesem Land tun möchte, eine Gewerbeberechtigung, nicht wahr? Ich hatte keine, erkundigte mich, aber es wurde mir verwehrt.Als Elektriker und Blumenhändler? Nein! Es ist der amerikanische Traum: Einfach "machen" und ja, es hat funktioniert. Mit bereits drei Geschäften erhielt ich die Gewerbelizenz – in Klammern gesetzt, mit Nachsicht – alles ist möglich.
Nicht alles ging verloren, trotz Konkurs. Ich versuchte, die übrigen Handtaschen, Geldbörsen und Sporttaschen auf dem Flohmarkt zu verkaufen. Dass das Krokodil auf einer Tasche in die falsche Richtung schaute, fiel mir nicht sofort auf. Ein angeblicher Anwalt beschlagnahmte sie, aber ich zweifle im Nachhinein, ob er wirklich ein Anwalt war, denn obwohl er alle meine Daten aufnahm, hörte ich nie wieder etwas davon.

Ich war also auf dem Flohmarkt in Schwechat, habe zwei Klapptische, einen Sonnenschirm und einen Kassettenrekorder dabei, samt meiner Musik aus den 70ern.
Bis etwa halb zehn schien alles in Ordnung, doch dann verdunkelte sich der Himmel und ein aufkommender Wind entwickelte sich zu einem Sturm. Hastig begannen alle ihre Sachen zu packen, jeder in seine Tätigkeit vertieft. Dennoch bemerkte ich aus dem Augenwinkel, dass drei Plätze weiter ein Tapeziertisch umgeweht wurde, alles lag am Boden, teilweise in Scherben und zerbrochen. Meine Lederwaren waren schon im Karton verstaut, und es regnete noch nicht, obwohl Blitze zuckten und Donner grollte. Der Verkauf lief gut, und so hatte ich drei leere Kartons, begann ich, die vom Wind in meiner Richtung rollende Gegenstände aufzusammeln.
Plötzlich wurde es hektisch, als die ersten großen, schweren Regentropfen fielen. Meine Ware war längere Zeit in den dicken Kartons geschützt. Ich schob den Transportwagen zu einem besseren, windgeschützten Platz nahe der WC-Mauer. Anschließend half ich der Frau, ihre Waren zu sichern. Gemeinsam bargen wir alles, was wir konnten, doch sicher ein Drittel war bereits zerstört, und ich konnte nicht unterscheiden, ob es Regentropfen oder Tränen da auf ihren Wangen waren. Da ich einer der Ersten war, der um 4:30 Uhr hier ankam, stand mein Bus recht nahe, günstiger und näher als Ihr Kombi. Hatte ich auch genügend Platz und so auch einfach alles bei mir eingeladen.
Wir beide wirklich durch und durch nun nass, aber ich hatte zufällig noch im Gepäckträger im Fond des Wagens, original verpackte Arbeitsmäntel, aus meinem früheren Geschäftsleben.
Eine Gaststätte, ein Bierlokal, wurde zu unserem gemeinsamen Stützpunkt. Es ist ein eigenartiges Gefühl, nur in Unterwäsche und einem Arbeitsmantel beim Bier und einer Stelze zu sitzen. Aber da war mehr; zwischen uns sprühten Funken. Sie, gut 20 Jahre älter, mit einem abgeschlossenen Leben, abgeschlossen in mehrfacher Hinsicht. Während ich mich durch meinen Konkurs gesundgeschrumpft habe, wurde sie vom Exekutor um sechs Uhr morgens aus dem Bett geholt. Wir blieben bis zur Sperrstunde, ich lud sie natürlich ein, was sie keineswegs wollte. Doch da sie so viel von ihren Kochkünsten preisgegeben hatte und ich, obwohl ich schon viele Frauen geküsst und mit ihnen alles geteilt hatte, noch nie eine Köchin dabei war? Wir hatten für Sonntag um 13 Uhr ein Date vereinbart, bei dem wir ihre Waren aus meinem Bus ausladen wollten. Es gab Fleischknödel mit Rotkraut, Apfelstrudel, Kaffee und eine Flasche Rotwein, weshalb ich gegen 21 Uhr nicht mehr fahrtüchtig war. Sie war eine erfahrene Frau; das Leben war nicht immer fair zu ihr, aber sie sah es als Chance und ließ mich nicht gehen. Eine originalverpackte Zahnbürste hatte sie für mich, und zum Frühstück servierte sie Ham and Eggs mit vier Eiern.

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