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1xhab ich gern gelesen
geschrieben von Bad Letters.
Veröffentlicht: 20.04.2025. Rubrik: Menschliches


Bad muss einkaufen (Teil 2)

Ich hatte kaum den Motor gestartet und rolle leicht angespannt durch die Siedlung, als das Handy anfängt „Highway to Hell“ zu bimmeln. "Bad, du hast den Einkaufszettel liegen lassen!“ Ich verdrehe kurz die Augen, fasse mich dann aber schnell „Sorry Süße, in der ganzen Hektik!“ „Hektik Bad? Seit wann verfällst du in Hektik, wenn es darum geht, mir im Haushalt zu helfen? Du verfällst vielleicht in Hektik, wenn du Bier aus dem Keller für dein Fußballspiel holen musst, aber ansonsten, ähnelst du sicher mehr einer Valium Tablette als einem Energydrink!“

Das saß und ich fühle mich meiner Motivation beraubt, die sowieso auf Sparflamme lief. Da muss ich jetzt durch und darf bloß nicht kneifen, schließlich war ich ein ganzer Kerl, auch wenn ich gerade zur Schnecke gemacht wurde. Im Wendehammer drehe ich und fahre zurück zum Haus. Als wenn ich es geahnt hätte, steht meine Süße bereits vor der Haustür und wedelt so ausgiebig und ausladend mit dem Einkaufszettel, das garantiert jeder Nachbar mitbekommt, dass der Bad mal wieder ein Fettnäpfchen aufgesucht hatte.

Ich spüre tausend Blicke auf mir, auch wenn ich nicht genau weiß, wie viele Tratschtanten sich gerade eins ins Fäustchen lachen, weil der Bad von seiner Göttergattin gleich rund gemacht wird. Aber sie täuschen sich, denn meine Süße war noch lange nicht auf hundertachtzig, eher so auf hundertsiebzig und drückt mir schlicht den Einkaufszettel in die Hand, mit dem Hinweis "Verlier ihn bloß nicht!"

Demonstrativ mach ich mit meinem Handy ein Foto vom Einkaufszettel und lasse voller Zuversicht verlauten "Jetzt kann nichts mehr schief gehen, Süße!". Die Fahrt zum Supermarkt verläuft ereignislos und ich musste noch nicht einmal das Navi bemühen. Mein Vertrauen in meine Fähigkeiten steigt ins unermessliche und eine Melodie rollt pfeifend über meine Lippen.

Die gute Laune endet erst abrupt, als ich auf den Parkplatz des Konsumtempels einbiege. Voll, und das nicht in zweiter Reihe geparkt wird, nur eine Frage von Minuten. Ich erspähe noch einen freien Parkplatz für Menschen mit Handicap. Ob ich eine Gehbehinderung simulieren soll? Ich verwerfe den Gedanken schnell wieder, so tief will ich schließlich nicht sinken.

Ich drehe endlose Runden, bis es mir endlich gelingt, einen Parkplatz zu ergattern, dass er sich am weitesten vom Eingang des Geschäftes befindet, nehme ich stoisch zur Kenntnis, ohne weiter darüber nachzudenken, was für ein Spießrutenlauf mir später, mit dem vollen Einkaufswagen bevorstehen wird.

Doch dafür verlangte es vorerst eines Einkaufswagens und so voll der Parkplatz war, so gähnend leer der Stellplatz der Einkaufswagen. "Sie können meinen haben!" Ein Schauer lief mir über den Rücken, eine weibliche Stimme, gemacht für die Telefonsex-Hotline, ohne zu ahnen, dass der folgende Anblick mich in The Rocky Horror Picture Show beamen wird.

Ich erschrecke kurz, fasse mich aber zügig "Oh, danke, das wäre super!" Der Deal hätte eigentlich schnell vonstattengehen können, nur hätte es dafür einer Münze bedurft, um damit den Einkaufswagen zu füttern. Nada, nix, blanco oder auch Ebbe in meinem Portemonnaie.

"Kein Problem, Sie können meinen Einkaufswagen Chip nehmen, ich habe genug davon!“. "Sie sind ein Engel!" höre ich mich sagen, auch wenn die Optik so gar nicht dazu in Einklang zu bringen ist. Der Tausch geht emotionslos vonstatten, niemand fragt nach der Telefonnummer des anderen, und ein Abschiedsküsschen wird auch nicht ausgetauscht. Es kann also endlich losgehen mit dem Einkaufserlebnis.

counter1xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Babuschka am 20.04.2025:

Es wird sehr deutlich, dass du häufiger zum Einkaufen gehen musst, dann gewöhnst du dich an solcherlei Unannehmlichkeiten, Bad.

Sehr gern gelesen, deine Geschichte aus dem Alltag.
LG Babuschka

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