Veröffentlicht: 18.04.2025. Rubrik: Aktionen
Professor Maunz
Der dicke Kater Maunz hatte schon bessere Zeiten auf „seinem“ Bauernhof erlebt. Früher, als er noch jung und athletisch war. Keine Maus konnte ihm entwischen. Keine Katzendame widerstand seinem Charme. Die Bäuerin meinte es ja nur gut mit ihm, wenn sie seine Fangquote mit den feinsten Delikatessen belohnte und ihm einen luxuriösen Schlafplatz neben dem Kachelofen einrichtete. Aber mit diesen Annehmlichkeiten verlor er die Lust nach draußen zu gehen und sich sein Futter selbst zu jagen. Er wurde dick und dicker.
Seine eigenen Nachkommen verhöhnten ihn. Tiffy, die bezaubernde Glückskatze, machte ihm immer wieder schöne Augen. Nicht etwa, weil sie Interesse an Maunz hatte. Nein, sie wollte ihn nur für ihren geliebten Freund Tom ablenken, der sich von hinten anschlich und einen Knoten in Maunzs Schwanz machte oder ihn erschreckte. Lautes Katzengelächter ertönte dann im Hof und selbst die Mäuse hatten bereits Mitleid, mit dem dicken Kater.
Kater Maunz war zwar dick, aber nicht dumm. In der Schule war er stets Klassenbesser, weshalb man ihn auch Professor Maunz nannte. Und diese Schläue wollte er sich zu Nutzen machen, um einen Plan zu schmieden, wie er sich an den anderen Katzen rächen konnte.“ Außerdem“, dachte er, „wenn ich keine Mäuse mehr fangen kann, dann sollen es die anderen Katzen auch nicht.“
Vor jedes Mauseloch und in der Nähe von Getreide, sowie Speisekammern legte Maunz kleine Zettel aus. „Mäuseschule bei Professor Maunz“.
Stundenplan: Wie verstecke ich mich am besten vor Katzen.
Fluchtwege und Fallen erkennen und vieles mehr
Die Mäuse waren neugierig, aber auch skeptisch. Eine Katze als Lehrer?! Anschauen konnte man es sich ja.
„Guten Morgen, liebe Mäuse,“ begrüßte der Professor die Schüler. Mit so vielen Teilnehmern hatte er nicht gerechnet. „Ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid und mein Angebot in Anspruch nehmen wollt. In meinem Unterricht werdet ihr folgendes lernen:
Ihr müsst die Katzen in Fallen locken und nicht umgekehrt.
Sucht Euch einen Fluchtweg mit Wasser, Eimern, Gitterstäben oder Löchern. Damit könnt ihr Katzen zur Verzweiflung bringen, wenn sie Euch sehen aber nicht fangen können.
Wie erschrecke ich eine Katze? Alles, was auch nur ansatzweise einer Schlange ähnelt, versetzt Katzen in Panik.“ Bei dieser Lektion stellte es Professor Maunz die Rückenhaare auf, wenn er nur das Wort Schlange aussprach.
„So verlockend ein Stück Käse auch duften mag, seid auf der Hut! Über ihm lauert der Tod.
In Rollenspielen werden wir verschiedene Situationen üben und Werkzeuge bauen, mit denen ihr euch gegenseitig retten könnt“.
Nur 2 Tage später machte die traurige Nachricht in der Schule die Runde: “Bernhard, das dicke Mäusekind, konnte einem verführerischen Stück Käse nicht widerstehen und war in einer Falle getötet worden. Genickbruch – ein schneller Tod.“ Ich habe Euch gewarnt, mahnte Professor Maunz."
Sie malten Schilder, die den Eingang eines Mauselochs darstellen. Tom und die anderen Katzen waren dumm genug und warteten vor den Bildern, dass sich eine Maus zeigt. In der Zwischenzeit plünderten die kleinen Nager die Speisekammer.
Das Schuljahr näherte sich dem Ende. Nur noch selten gab es Todesnachrichten von Mäusen auf dem Bauernhof und wenn, dann war der Grund „Altersschwäche“. Stolz legte Professor Maunz den Kadaver vor die Füsse der Bäuerin, die den dicken Kater mit einem Extra-Leckerchen belohnte.
Tom und die anderen Katzen hingegen wurden immer dünner. Die Bäuerin hatte sie auf „Halbe Ration“ gesetzt, damit sie sich beim Jagen mehr anstrengten. Aber jede Anstrengung war vergebens. Die Mäuse waren ihnen inzwischen überlegen.
Mit erhobenem Haupt, senkrecht aufgestelltem Schwanz und einem dicken Bauch marschierte Professor Maunz über den Hof, wenn die Bäuerin ihn rief. Eifersüchtig beobachteten die anderen Katzen, wie der „Dicke“ zärtlich gekrault wurde. Die hübsche Glückskatze Tiffy folgte ihm und versuchte ihn, mit einem lasziven Augenaufschlag zu verführen. Maunz würdigte sie keines Blickes und miaute nur:“ Ich bin zwar dick, aber nicht dumm.“

