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geschrieben 2022 von Erzähloma.
Veröffentlicht: 12.04.2025. Rubrik: Menschliches


*Lebensfreude

Vor märchenhafter Kulisse in der ersten Frühlingssonne, umgeben von den Chiemgauer Bergen im Rücken, Vogelgezwitscher in den Baumkronen, den Chiemsee in seiner Bläue vor uns, waren wir zur Erholung. Erholung, so hätte es früher geheißen, heute gibt es bedeutsamere Fachausdrücke dafür. Jedenfalls waren wir hier, um unsere Lebensfreude wiederzufinden, um unsere seelischen und körperlichen Kräfte zu regenerieren.

Wie könnte das besser gehen als im Einklang mit der Natur? Also ließ man uns ausschwärmen in den nahen Wald, wo sich jeder von uns einen Lieblingsbaum aussuchte, den wir umarmen lernten, mit dem Ohr an seiner Rinde seinem Raunen zuhorchend. Manch einer suchte vor dem Zubettgehen noch schnell seinen Baum auf, um seine Sorgen dort loszuwerden, denn ein Baum ist stark.

Manchmal spazierten wir zusammen ein Stück, verhielten in Stille; jeder suchte sich eine Ecke, nahm sich von dort eine Erinnerung mit. Dabei konnte es ich um einen besonderen Kieselstein aus dem Bach handeln, um abgebrochenes Röhricht vom Schilf, um eine Entenfeder, um irgendein Stück aus der Natur, das einem ins Auge fiel, einen im Augenblick ansprach. Zurück im Musikraum, versuchten wir sogleich, unsere Eindrücke in Spontanmusik umzusetzen, auch ein Heidenspaß. Aus dem notgedrungen wirren Getrommel, Gezirpe und Gezupfe, das heißt, aus einem volltönenden, musikalischen Fiasko heraus, ergab sich bald eine Einheit, so etwas wie richtige Musik, jedenfalls in unseren Ohren. Sogar aufgenommen haben wir unseren Sound, außerdem habe ich mir ein Kuralbum angelegt in jenen Tagen, um diese wunderschönen Eindrücke zu bewahren.

„Dir hat die Kur wirklich gutgetan. Du stehst ja schon ganz anders da“, staunten meine Töchter mich an nach meiner Rückkunft. Obwohl seitdem einige Jahre vergangen sind, erinnere ich mich gerne an meinen idyllischen Aufenthalt im Chiemgau, wie sehr ich dort aufgelebt bin, in mein Inneres heimkehren konnte; was für eine große Freude das war.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Bad Letters am 13.04.2025:
Kommentar gern gelesen.
Meiner Mutter Erzähloma, hätte so eine Kur sicher auch gut getan, war sie mit uns beiden Rabauken doch oft überfordert. Stattdessen, hat man uns in Kur geschickt, die Zeit hat meine Mutter aber auch genießen können. Sicher wertvolle Erinnerungen!

MfG
Bad Letters




geschrieben von Erzähloma am 13.04.2025:

Danke für dein Echo, lieber Bad.

Heutzutage werden Mütter und Kinder zusammen auf Kur geschickt. Dreimal waren wir auf erholsamer Mutter-Kind-Kur, einmal auf Familienerholung von Caritas. Alles sehr löbliche Einrichtungen, die uns gutgetan haben.

In meinen Geschichten "Aufschnaufen", sowie "Butterschnitzerei und Dessous" erzähle ich davon :)

Mit lieben Grüßen, Erzähloma




geschrieben von Rautus Norvegicus am 13.04.2025:
Kommentar gern gelesen.
Liebe Erzähloma Babuschka,

das sind schöne Erinnerungen, die du hoffentlich nochmal während des Schreibens durchlebst und uns daran teilhaben lässt. Es ist schon faszinierend, was das Leben so alles für uns bereit hielt und noch mit uns vor hat.

Liebe Grüße

Rautus Norvegicus




geschrieben von Erzähloma am 13.04.2025:

Ja, Rautus, gut dass du danach fragst, was das Leben wohl noch so alles für uns bereithält. Manchmal hänge ich zu sehr am Vergangenen fest. Vielleicht sollte ich mal eine Geschichte schreiben, die in der Zukunft spielt?

Danke für deine Rückmeldung.
LG Erzähloma




geschrieben von Rautus Norvegicus am 13.04.2025:
Kommentar gern gelesen.
Liebe Erzähloma,

meine Mutter, 85, Pflegeheim , sagte vor ein - zwei Wochen zu mir: "Rautus, mein lieber Sohn, ich habe nur noch meine Erinnerungen, denn was soll mir die Zukunft noch bringen?" (Am Telefon, ich telefonier täglich mit ihr, obwohl sie fast nichts mehr hört, trotz Hörgeräte)

Liebe Grüße

Rautus Norvegicus






geschrieben von Erzähloma am 13.04.2025:

Nun, in einem Seminar zum Älterwerden haben wir unser Leben mit einem Rosenstock verglichen. Was knospt noch im Winter? Und wenn dann kaum mehr was knospt: Welche Samen habe ich hinterlassen und was geht daraus hervor? - Sind das nicht tröstliche Gedanken, denn das Leben geht weiter.
LG Erzähloma

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