Veröffentlicht: 23.12.2024. Rubrik: Historisches
Die kesse Viola - Heimarbeit
Monatelang war Viola ohne Arbeit. Sie schlupfte jedoch tagsüber bei Franzis Mutter unter, notgedrungen half sie ihr beim Nähen, ihrer späteren Schwiegermutter, meiner Oma, die in Heimarbeit für die Firma Kerkenbusch nähte, fast rund um die Uhr, bei schlechtem Licht, um das große Haus abzubezahlen.
Fleißig war Viola schon, obwohl sie sich nie besondere Mühe gab, die Nähte gerade und fehlerfrei hinzubringen. „Pphhhh, ich kanns halt nicht so gut, habs ja nicht gelernt!“, tat sie es leichtfertig ab. Wohlwissend, dass meine Oma sauber genähte Kleider abzugeben hatte, dies beflissen tat, stolz darauf, als Kerkenbuschs beste Heimarbeiterin zu gelten. Daran, dass sich meine Oma zudem das Nähen sehr wohl selbstständig hatte beibringen müssen, dachte sie genauso wenig.
Viola, meine Mutter, hatte sich währenddessen in einer Garage eingemietet. Ins Haus von Franzis Eltern durfte sie nicht einziehen, hatten er, sowie seine Eltern, doch Angst wegen Kupplerei angezeigt zu werden; das gab es damals tatsächlich. So wie sie es alle erzählten, meine Eltern und meine Großeltern, schienen sie eine große Furcht, den allergrößten Bammel davor zu haben.