Veröffentlicht: 11.04.2025. Rubrik: Unsortiert
Der Traum von einer Zeit der Vernunft
Gestern Abend schaute ich mir die Spätnachrichten im Fernsehen an. Danach ging ich zu Bett. Obwohl mich diese Nachrichten noch beschäftigten, fiel ich sofort in einen tiefen Schlaf. Plötzlich fand ich mich in einer surrealen Welt wieder. Diese Welt war erfüllt von sanften Farben und harmonischen Klängen. Es war wohl eine Welt, in der die Vernunft regierte.
Die Luft dort war klar und frisch, und ich fühlte mich so wohl und gut wie lange nicht. Die Menschen hier lebten in völliger Harmonie. Sie standen in kleinen Gruppen zusammen, diskutierten oder tauschten Ideen aus. Ihre Gespräche waren von Respekt und Verständnis geprägt. Sie lächelten einander zu. Es gab weder Streit noch Missverständnisse. Mir kam es vor, dass jeder Mensch die Fähigkeit besaß, die Perspektive des anderen zu verstehen und zu schätzen. Es gab weder Autokraten noch Narzissten, die versuchten, ihre Meinungen und Forderungen mit Gewalt durchzusetzen. Konflikte wurden mit Bedacht gelöst.
Ich beobachtete, wie ein Mann und eine Frau sich stritten. Danach, in einem ruhigen Gespräch, hörten sie einander zu und suchten nach Lösungen. Als sie gemeinsam eine Lösung gefunden hatten, lächelten sie und umarmten sich.
Auf dem Dorfplatz stand eine prächtige Linde. Ihr mächtiger Stamm und das ausladende Blätterdach wirkten sehr majestätisch und strahlten Ruhe und Geborgenheit aus. Diese Linde hatte in ihrem Dasein sicher schon sehr viel erlebt. Sommerhitze und Winterkälte hatte sie ebenso gut überstanden wie Stürme, Unwetter und Zeiten des Krieges.
Nun steht sie als stattlicher Baum, nicht nur als ein Symbol für Standhaftigkeit, sondern auch für Weisheit und Vernunft.
In ihrem Blätterdach wohnten Vögel. Ich hörte ihr Zwitschern und ihr Trällern und erfreute mich an diesem Konzert. Bienen summten und flogen von Blüte zu Blüte, und ich spürte die Süße von Honig auf meiner Zunge.
Unter der Linde waren viele Menschen versammelt. Die Älteren von ihnen saßen auf der Steinbank am Lindenstamm. Die Menschen erzählten sich Geschichten. Sie sprachen über ihre Träume, über ihre Ängste und Hoffnungen und hörten einander zu. Der Rat der Älteren wurde besonders geschätzt. Es war eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit. Jeder konnte seine Gedanken ohne Angst teilen.
Ich fühlte, dass dieser Lindenbaum eine Balance zwischen Verstand und Gefühl verkörperte; eine Verbindung zwischen dem, was wir wissen, und dem, was wir fühlen.
In der Ferne hörte ich das Lachen von Kindern. Sie spielten fröhlich und tollten um den Baum. Ihre Gesichter strahlten voller Freude und ihr Lachen erheiterte mein Gemüt. Vernunft, das merkte ich, muss keine Abkehr von Emotionen bedeuten, Vernunft lässt Emotionen leben.
Ich hatte die Augen geschlossen und atmete tief. Die friedliche Atmosphäre um mich war Balsam für meine Seele. In diesem Traum fühlte ich mich frei von Sorgen und Ängsten des Alltags. Es war eine Welt, in der die Menschen nicht nur rational handelten, sondern auch mit ihren Herzen verbunden waren.
Doch plötzlich begann die Szene zu verschwimmen. Die Linde, die Menschen und die Harmonie lösten sich auf, und ich fühlte mich in die Realität zurückversetzt.
Ich erwachte in meinem Bett. Das Licht des Morgens strömte durch das Fenster. Trotz des Erwachens blieb das Gefühl der Ruhe und des Friedens in mir.

