Veröffentlicht: 18.03.2025. Rubrik: Unsortiert
Pizzabote überfallen
Sebastian drückt mir meistens unangenehme Bestellungen aufs Auge. Jetzt soll ich eine große Pizza auf dem Vorplatz der S-Bahnhaltestelle Süd liefern. Solche Aufträge nimmt die nette Lizzy von der "Pizza für alle" Geschäftsstelle nicht an. Es gibt gute und miese Adressen. Aber so eine. Keine Straße, keine Hausnummer. Auf gut Glück also.
In der Nähe habe ich noch zwei Pizzen in einem genau bezeichneten Gebäude abzugeben.
Zuerst kommt der schlechte Auftrag dran. Den Smart parke ich schräg auf die Schnelle und mache mich auf den Weg. Der Platz ist leer, bis auf zwei Gestalten. Ich nähere mich mit meiner großen Schachtel. Vorstellen muss ich mich nicht, da ich an der roten Uniform mit Aufschrift für jedermann erkennbar bin.
Gib her, sagt der Große, reißt mir den Karton aus der Hand. Hey, hey, schreie ich. Hier hast du die Rechnung. Der Kleine neben dem Großen lacht schallend. Denkste, dass du von uns Geld bekommst. Sei froh, wenn du mit dem Leben davonkommst, droht er. Ich habe keine Angst. So ein Blödsinn. Alles nur wegen einer Pizza. Hast noch mehr im Auto, ruft der Große. Nein, nein. Dann schauen wir halt mal nach. Gemeinsam gehen wir zum Kleinwagen. Die zwei gelagerten Pizzen sind nicht zu übersehen. Gib sie raus, sagen die beiden gleichzeitig. Nehmt sie euch doch selbst, sage ich hocherhobenen Kopfes. Guck, der wird auch noch frech. Plötzlich packen sie die zusätzlichen Kartons und rennen davon. Wieder einmal habe ich Pech. Scheiß-Adressen, Überfall, selten ausreichend Trinkgeld. Das haben die Brüder im Wohnheim mir anders schmackhaft gemacht. Gut, anfangs habe ich täglich kostenlos gefuttert, bis mir der Magen weh tat. Die Speisekarte rauf und runter. Jetzt kann ich das Zeug weder riechen noch sehen.
Ich rufe die Zentrale an, um Meldung zu machen. Lizzy ist am Apparat. Komm erstmal zurück, meint sie.
Lizzy schenkt wortlos zwei Kaffees ein und schiebt mir einen hin. Dann ruft sie die Polizei an.
Mittlerweile sind 1 1/2 Stunden vergangen. Lizzy schlägt vor, dass ich noch zwei Stunden arbeite, bis sie Feierabend macht. Dann könnte ich mit zu ihr nach Hause kommen. Sie streicht mir über den Kopf und meint: Du hast dir schon lange etwas Entspannung verdient.

