Veröffentlicht: 11.02.2024. Rubrik: Menschliches
Aus dem Leben eines älteren Herrn
Heute bin ich wieder so schlapp. Zu gerne würde ich im Bett verweilen, träumen und faulenzen. Das lässt meine Umgebung nicht zu. Entfernt höre ich, wie sie schon wieder überall herumlaufen.
Meine täglichen Aufgaben und Pflichten rufen. Zuerst macht mich mein altgedienter Butler fit und sehenswert. Ringt er sich ein dezentes Scherzchen ab, freue ich mich.
In meinem Büro steht stramm der gesamte Mitarbeiterstab bereit. Längst haben diese fleißigen Frauen und Männer alles an Terminen organisiert und gewissenhaft vorbereitet. Eigentlich muss ich ihnen nur noch diszipliniert folgen.
Es fällt mir zunehmend schwer, aufrecht und kerzengerade meine Wege zu beschreiten.
Wäre es nicht wünschenswert, wenn an meiner linken Seite und an meiner rechten Seite mich jeweils eine attraktive Blondine unterhakt. Die Damen haben mich dann fest im Griff. Stolpern, Straucheln, Unsicherheiten, sind ausgeschlossen.
Ärgerlich finde ich, dass ich meine Reden mühsam ablesen muss. Eine Brille darf ich wegen meines erforderlichen vitalen Aussehens nicht aufsetzen.
Im Zuge der fortgeschrittenen Technik wäre es doch angebracht, einen Roboter einzuschalten, der eine zündende Ansprache hält.
Von Ort zu Ort reise ich in der gepanzerten Limousine. Immer treu an meiner Seite die Unterstützer, Helfer und Bewacher. Kurz schließe ich die Augen, um mich zu erholen. Wie gerne hätte ich längere Pausen.
Nein, schon wieder ist der nächste Auftritt angesagt und ich werde von dem springlebendigen John präpariert.
Wer ich bin? Nun, ich bin der in die Jahre gekommene Präsident eines mächtigen Landes.