Veröffentlicht: 01.12.2024. Rubrik: Satirisches
Dialog am Küchentisch
Es ist Abend. Das sanfte Licht der Küchenlampe macht gemütlich und spiegelt den Küchentisch. Der Duft von Kräutertee erfüllt den Raum. Doch die Realität des modernen Mannes schlägt erbarmungslos zu.
Meine Frau Else spricht, doch wovon, bleibt mir unklar. Ihre Worte formen eine Melodie, die ich vage in „etwas über die Nachbarn“ identifiziere.
Im Hintergrund Rockmusik: „Wenn ein Mensch lebt …“, von den Pudhys in Zimmerlautstärke.
In meinem Kopf läuft das gestrige Fußballspiel in HD-Qualität. Ich bin immer noch angetan von diesem Spiel.
„Und dann hat sie gesagt …“, höre ich Else sagen, während ich innerlich den herrlichen Volleyschuss in der 37. Minute bejubele.
Mein Mund formt sich zu einem verständnisvollen: „Hmm“.
In meinem Ehevorbereitungskurs habe ich gelernt, einer Ehefrau nie zu widersprechen. Ein „Hmm“ ist oft ausreichend für den häuslichen Frieden.
„Was meinst Du dazu?“
Else sieht mich fragend an, während *Maschine im Radio röhrt: „Wenn ein Mensch kurze Zeit lebt, sagt die Welt, dass er zu früh geht …“
Wie, was meine ich dazu? Keine Ahnung. Ich möchte den häuslichen Frieden nicht gefährden und improvisiere.
„Ja, das ist wirklich unglaublich.“
Sie nickt. Glück gehabt, denke ich, doch dann schnappt die Falle zu.
„Also Du bist auch der Meinung, dass wir ihr nicht mehr das Geschirr leihen sollen?“
Geschirr, was zur Hölle für ein Geschirr?
Ich sage, vielleicht sollten wir diese Sache noch einmal überdenken.
„Du hast mir nicht zugehört, oder?“
Maschine röhrt: „Wenn ein Mensch lange Zeit lebt, sagt die Welt, es ist Zeit …“.
Ich denke an den Volleyschuss in der 37. Minute, der mit 110 km/h den Ausgleich herbeiführte und die Grundlage für den Sieg war. Ein Schuss für die Geschichtsbücher des Vereins. Wenn so ein Schuss jetzt Else trifft …?
„Natürlich habe ich zugehört“, sage ich.
Doch Else widerspricht: „Du denkst doch nur an Fußball. Oder soll ich Dir jetzt erzählen, was ich gerade gesagt habe.“
„Nein, natürlich nicht. Du weißt doch, wir Männer können uns auf viele Dinge gleichzeitig konzentrieren. Wir können zusehen, zuhören, nachdenken, sinnieren. Alles gleichzeitig."
Ein zorniges Augenpaar erhascht mein Gesicht.
„Davon träumt ihr Männer!“, ruft Else, holt tief Luft und pumpt ihren Busen auf.
Ich widerspreche nicht und ziehe mich zurück. Nur ein „Hmm“ kommt über meine Lippen.
* Für Lesende der alten Bundesländer und Lesende der Generation Z:
Maschine = Dieter Birr = Frontmann der Band Pudhys«