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1xhab ich gern gelesen
geschrieben 2024 von VictoryViktoria (VictoryViktoria).
Veröffentlicht: 25.11.2024. Rubrik: Lustiges


Die Otter-Erbschaft

Auch wenn der Otter dieses Image nicht unbedingt an die große Glocke hängen will, gibt es durchaus Privilegien, die das Ottertier aufgrund seiner Geburt in eine weiße, begüterte Familie eben einfach hat. Denn die Freiheit des Otters, nur dann und wann einer Arbeit nachgehen zu müssen und vor allem ausschließlich dann, wenn sie auch genug Spaß für den Otter beinhaltet, entsteht nur dadurch, dass der antikapitalistisch eingestellte Kampf-Otter Mieteinnahmen durch Immobilienbesitz generiert, von denen er ein mehr oder weniger angenehmes Otterleben führen kann.
Gut, es ist kein Wohnkomplex in der Münchner Innenstadt, sondern nur ein kleines, altes Häuschen auf dem Lande, aber der Begriff Landlord fällt in diesem Zusammenhang trotzdem recht häufig in unserer kleinen Wohngemeinschaft, nur schon allein, um den unangenehm peinlich berührten Gesichtsausdruck des Otters zu provozieren, den man sonst nur äußerst selten zu sehen bekommt, da Ottern per se nicht besonders viel peinlich ist.
Zudem ist die gesamte Erbschaftssache für den Otter sowieso ein rotes Tuch, weil sie sinnbildlich für familiäre Streitigkeiten steht. Das ist äußerst schädlich für zarte Otterseelen und wird deshalb von Ottern gemeinhin einfach verdrängt. Das ADHS regelt das erstaunlich zuverlässig.

SatirepatzerSatirepatzerNeulich saßen wir mal wieder gemeinsam in der Küche und es entstand ein Gespräch darüber, was mit unseren Sachen passieren soll, wenn wir mal nicht mehr sind. Ich grinste den Otter an.
“Otterchen, du kannst dich freuen. Ich vererbe dir nicht nur meine wertvolle Tageslichtlampe, auf die du schon so lange scharf bist, sondern außerdem meine bis dahin 7489 vollgeschriebenen Tagebücher. Durch die darfst du dich dann durchwühlen und lesen, was es jeden Tag zu essen gab und wie viele Haushaltsaufgaben ich wieder nicht erledigt habe.”
Ich überlegte kurz, ob es wohl noch weitere, für den Otter wertvolle Dinge in meinem Besitz gab und listete nach und nach etliche Gegenstände auf. Mit jedem genannten Teil sah ich mehr Glanz in den Otteraugen entstehen. Er rutschte aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her.

Meine Frau holte uns dann mit einem Schlag in die harte Realität zurück.
“Von mir kannst du nichts erben, kleiner Otter. Ich hab nix.”
Empört drehte ich mich zu meiner wundervollen Gattin um.
“Entschuldigung, du hast einen Globus zu Hause stehen, der eine Bar ist. Ich kenne kaum was Cooleres zum Vererben als das.”

Als der Otter anfing zu sprechen, drehten wir uns beide verwundert zu ihm um, denn man konnte ihm anhören, dass aus dem Glanz in den Otteraugen inzwischen dicke Ottertränen geworden waren. Während er für eine Gruppenumarmung auf uns zu hüpfte, stammelte er:
“Ihr seid so tolle Bezugstanten, wisst ihr das? Meine echte Familie hat mir bis jetzt nur Sachen vererbt, die mich wahnsinnig stressen, mit dem ganzen Papierkram und Termine und Anwalt und sich kümmern müssen. Häuser, Geld, wer will denn sowas, wenn er ne Globus-Bar haben kann?”

counter1xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Bad Letters am 30.11.2024:
Kommentar gern gelesen.
Mir VictoryViktoria, wäre selbst die Globus-Bar wurscht, nur der Inhalt vielleicht nicht 😉

MfG
Bad Letters


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