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2xhab ich gern gelesen
geschrieben 2024 von VictoryViktoria (VictoryViktoria).
Veröffentlicht: 19.10.2024. Rubrik: Satirisches


Mein V-Mann

Ich engagiere mich seit inzwischen 14 Jahren politisch und da ich das anarchistische Lager gewählt habe, wähne ich mich nicht nur durch Nazis, sondern auch durch diesen Staat permanent verfolgt. Hinzu kommt, dass mit meinem Familiennamen weitere anarchistische Menschen und deren Aktivitäten verknüpft sind, die mich auf der Liste, der zu beobachtenden Personen in Wuppertal, womöglich nach oben befördern. Doch ich will mich gar nicht darüber streiten, ob ich wichtig genug bin, um beschattet oder abgehört zu werden, denn es gibt eine großartige Taktik damit umzugehen:
Man tut einfach so, als ob, vermeidet dadurch sich selbst zu belasten und schult gleichzeitig die eigenen Fähigkeiten des bewussten Sprechens. Befinde ich mich in einem geschlossenen Raum, sind elektronische Geräte anwesend, wird man mich nicht sagen hören: “Als wir damals das Haus besetzt haben….” sondern immer nur “Als das Haus besetzt wurde….”. Versteht ihr den kleinen Unterschied?
Diese Taktik habe ich von meinem Mann gelernt, dem die Amsterdamer Hausbesetzungsszene Teile ihres Ruhms verdankt. Sie ist also über Generationen erprobt. Doch sie zu lernen ist nicht so einfach, wie man vielleicht erst einmal denkt. Um zu verstehen, dass der Staat potenziell nahezu jedes unserer Gespräche mithören könnte, fing ich an, direkt mit den Menschen vom Verfassungsschutz persönlich zu reden. Ich gab ihnen Namen und Biografien und versuchte eine menschliche Bindung herzustellen, indem ich lustige und private Fakten von mir wiedergab und mich nach ihrem Befinden erkundigte. Da nie eine Antwort erfolgte, fing ich an zu schlussfolgern, dass Menschen beim Verfassungsschutz vielleicht so ihre Probleme mit offener Kommunikation haben und begann Gratis-Coachings anzubieten. Während Corona entdeckte ich die Welt des Coachings, nicht zuletzt auch durch den Mitbewohner-Otter, der mich auf Instagram anschrieb und mich um selbiges bat, nachdem er meinen Podcast gehört hatte. Ich hatte also einige Erfahrung auf dem Gebiet und führte mit Achim vom Verfassungsschutz über mein Telefon und die möglicherweise darin versteckte Abhörtechnik lange und intensive Monologe über Kommunikation, Offenheit, Selbstliebe und vieles andere. Eisiges, ewiges Schweigen war immer die Antwort. Achim schien wirklich Probleme zu haben.

SatirepatzerSatirepatzerMeine Frau und der Otter waren schon kurz davor eine Intervention zu starten, als es eines schönen Tages auf einmal klingelte und ein kleiner Mann mit hochgezogenen Schultern vor unserer Türe stand. Sichtlich verlegen druckste das Männchen herum, bevor es endlich aussprach, weswegen es gekommen war. “Ja, ähm, also, ich hab immer wieder … Ja, dieses Angebot von dir… Also, ich glaube… Vielleicht bräuchte ich so ein Coaching.”

Meine Augenbrauen schossen in die Höhe. “Achim?” flüsterte ich fast unhörbar. Das Männchen nickte und schielte an mir vorbei. “Darf ich… Ähm, ich hoffe, das Coaching findet nicht im Hausflur statt.” Ich öffnete die Wohnungstür und trat beiseite. “Immer hereinspaziert, Achim.” sang ich fast und tänzelte vor Achim her Richtung Küche. Ich hatte meinen eigenen V-Mann beim Verfassungsschutz. Wenn das der Otter hörte…


Alle meine Geschichten sind natürlich Satire und Fiktion! Es gibt absolut keinen Grund, mich zu überwachen. Und niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen!

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Bad Letters am 19.10.2024:
Kommentar gern gelesen.
dann kann ich ja beruhigt schlafen VictoryViktoria!😉

MfG
Bad Letters

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