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2xhab ich gern gelesen
geschrieben 2024 von VictoryViktoria (VictoryViktoria).
Veröffentlicht: 17.11.2024. Rubrik: Lustiges


Frischer Fisch gegen körperliche Zuwendungen

Mein Name ist Mr. Sleepy, der Erste von Lesbos. Denn von dort stamme ich. Als kleiner Babykater schlug ich mich an der Seite eines großen Straßenhundes durchs Leben und wäre fast gestorben, hätte mich nicht eine Gruppe Aktivist*innen adoptiert und kurzerhand nach Deutschland gebracht. Die Nummer mit dem Katzenkorb und dem Flugzeug müssen wir echt nicht wiederholen und über die Temperaturen hier in diesem Land muss auf jeden Fall noch verhandelt werden, insgesamt ist mein Leben aber durchaus okay. Doch das würde ich vor meinen Angestellten natürlich niemals zugeben. Sie sollen in der permanenten Angst leben, dass ich morgen eventuell ausziehen könnte. Nur so kann man sich ihrer Loyalität und Arbeitskraft sicher sein, denke ich.
Daher zeige ich auch nur in Ausnahmefällen körperliche Zuneigung, die ums um die Beine streichen hinausgeht. Seitdem sich aber meine Angestellten räumlich getrennt haben, in zwei verschiedenen Wohnungen im gleichen Haus leben und sich die weibliche Angestellte einen Mitbewohner-Otter und eine Lebenspartnerin ins Haus geholt hat, habe ich meine Taktiken, alle gleichsam zum Arbeiten zu bringen, verfeinert und ausgefeilt.
Der Mann lässt sich am ehesten dazu bewegen, frischen Fisch herauszurücken, wenn man ihm seinen Körper anbietet. Da ich gelegentlich tatsächlich auch ganz gern kuschel, nutze ich ihn genau dafür. Ich lege mich gern auf seinen Schoß oder seine Beine oder Füße, schnurre und lasse mir von ihm das Fell kraulen. Eine Etage weiter oben zeige ich meine kratzbürstige, kalte Seite, denn dann versuchen sie permanent bei mir zu landen, indem sie mir Leckerchen, Thunfisch oder frisches Fleisch anbieten. Als Dankeschön lasse ich mich dann ca. 0,3 Sekunden von ihnen streicheln, bevor ich meine scharfen Krallen in ihre Unterarme schlage.
In der Wohnung im ersten Stock, wo die drei Mamis wohnen, gibt es im Winter einen Vorhang vor der Tür, hinter dem man sich wunderbar verstecken kann. Kommt dann eine von ihnen vorbei, kann man dahinter hervorspringen, sie erschrecken und so dazu bewegen, zum vierten Mal in fünf Minuten die Wohnungstür zu öffnen. Sie verstehen einfach nicht, dass ich Türen nun mal nur geöffnet akzeptiere. Ich möchte vielleicht jetzt nicht raus, aber ich will jederzeit die Möglichkeit haben und nicht erst auf deren Gnade warten, bis sie sich dazu bequemen mich hinauszulassen. Meistens bewegen sie sich unglaublich langsam und wenn sie schneller werden, werden sie meist tollpatschig und laut. Ich frage mich, wie sie an ihr Futter kommen. Gute Jäger*innen sind das jedenfalls nicht.
Vielleicht haben sie deshalb diesen anderen Kater angeschleppt. Findus heißt der Kerl und er biedert sich ständig bei mir an. Inzwischen kann ich ihn tatsächlich ganz gut leiden und es ist auch wirklich ganz schön einen Kumpel zu haben, aber verratet ihm das bloß nicht. Dann wird er noch anhänglicher und ich bevorzuge es gelegentlich meine Ruhe zu haben.
So wie jetzt, zum Beispiel. Verzieht euch und wagt es nicht, mich länger anzustarren. Und wehe, ich höre noch einmal, dass ich süß bin. Tschüss.

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