Veröffentlicht: 26.10.2024. Rubrik: Menschliches
Tür des Grauens
Er liebte seine Axt, es waren geradezu andächtige Momente, wenn er den Schleifstein behutsam über ihre Klinge zog, um ihr die Schärfe zu verleihen, die sie benötigte, ihr brutales Werk zu verrichten.
Ausnehmend Liebevolle Augenblicke, wenn er sie auf Hochglanz polierte, die Spuren ihrer Zerstörung abwischte. Manchmal lief ihm dabei ein Schauer über seinen Rücken, wurden doch Erinnerungen geweckt, die er tief in sich, wie einen Schatz hütete.
Mit seiner Axt in Aktion wurde er von Adrenalin geflutet und so vollgepumpt, war für Emotionen wenig Platz. Die wären auch hinderlich sein Werk zu vollbringen. Volle Konzentration legte er in jeden einzelnen Schlag, um schnellstmöglich seiner Erlösung näher zu kommen, die für ihn wie der Atem des Lebens war.
Lilly kauerte hinter der Tür, jeder Schlag ließ sie erzittern. Angstgetränkt ließ sie ihrem Urin freien Lauf. Schweißgebadet schlug ihr das Herz bis zum Hals, mit jeder Sekunde wuchs ihre grenzenlose Panik. Würde das ihr Ende sein?
Er holte kraftvoll zum nächsten gezielten Schlag aus, spürte beim Auftreffen der Klinge den schwindenden Widerstand. Gleich würde die Tür bersten, nur noch wenige Schläge und in seinem von Anstrengung verzehrten Gesicht, mischten sich Spuren von Erregung.
Geschockt in ihrem Urin sitzend sah Lilly ihr Ende auflodern. Unausweichlich schien der Moment und als die blitzende Axtklinge zum ersten Mal vernichtend durch die Tür lugte, nahm sie ihre Umwelt schon nicht mehr wahr. Ihr Herz schien den Kampf bereits verloren zu haben, bevor er richtig begann. Zu Schwache Nerven standen dem Grauen entgegen.
Ein Jubelschrei entfuhr seiner Kehle als die Tür endlich aus ihrem Schloss gerissen wurde, wenn das Getöse um ihn herum, auch jedes Geräusch übertönte. Lilly hörte ihn schon nicht mehr, spürte nicht, wie er ihren entkräfteten Körper behutsam über seine gestählte Schulter legte, um gemeinsam dem flammenden Inferno zu entkommen.