Veröffentlicht: 26.09.2024. Rubrik: Menschliches
Im Zwielicht der Morgenröte
Der Morgen scheint noch unentschlossen, zu welchem Gesicht des Tages er sich wandeln möchte. Meine Gedanken taumeln im Nirgendwo und die Suche nach Hinweisen, ob meine Zukunft in Moll oder Dur spielen wird, bleibt erfolglos. Diese Unbestimmtheit ist schwer für mich zu ertragen und vermag ich es nicht, ihr später Richtung zu geben, dümple ich wie ein Segler bei Flaute umher.
Ein Zustand, in der jede Kreativität im Keim erstickt wird und mich zu einem schlecht gelaunten Tastaturputzer degradiert. Silbenlos folge ich dem Pfad, zupfe lustlos an Saiten und hoffe auf Eingebung. Kein Blatt füllt sich, kein Ton erklingt und so nasche ich zähneknirschend an Süßwerk, um den vorbeiziehenden Sekunden zumindest etwas schmackhaftes abzuringen.
Ich vermisse das kratzende Geräusch des Federkiels und verstummte Saiten gebären eine Form von Liebeskummer, der belegt, dass es mir ein tiefes Bedürfnis ist, mich in Wort und Ton auszuleben. Irgendwann gelingt es mir den Schalter umzulegen, den Moment annehmend, ziehe ich mich zurück, lege eine Schallplatte auf und nehme ein Buch zur Hand. Warum nicht einmal in fremden Werken schwelgen, anstatt die eigene Inspirationslosigkeit zu betrauern.