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2xhab ich gern gelesen
geschrieben von Bad Letters.
Veröffentlicht: 07.09.2024. Rubrik: Aktionen


Der Wortinator oder Bad im wilden Westen

Der Wortinator

Schneller als der Blitz, zieht der Wortinator den Kuli aus dem rechten Hüfthalter und knallt dem Leser den ersten Klamauk vor die Birne. Der weiß nicht so recht wie im geschieht und während er sich noch schüttelt, legt der Wortinator direkt nach.

Mit einer kleinen Pirouette leitet er den Zug des Füllfederhalters aus dem linken Hüfthalter ein und schießt dem Leser genau zwischen die Augen. Klatsch! So langsam begreift der Leser, was die Uhr geschlagen hat und dass es 5 nach, statt 5 vor 12 ist.

Noch erholt der Leser sich schnell von den Angriffen, aber als der Wortinator auf ihn losstürmt und ihm mit dem Radiergummi die Brille putzt, da weiß er, dass sein letztes Stündlein bereits angebrochen ist.

Der Wortinator lädt seinen Füllfederhalter mit schwarzen Patronen nach, um dem Leser den Rest zu geben, als plötzlich Bad Letters hinter der Theke auftaucht, wo er seinen letzten Wortrausch in die ewigen Jagdgründe entließ.

Bad begreift sofort, was Sache ist und schießt dem Wortinator eine Salve Gedichte vor sein Ding. Schmerzverzehrt bricht der Wortinator zusammen und der Leser kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Bad Letters bläst nach vollbrachter Heldentat so liebevoll über seinen rauchenden Bleistift, dass dem Lesergroupie ganz heiß und schwindlig wird.


Der Tintenkiller kommt in die Stadt

Als Bad Letters aufwacht, fühlt er sich, als hätte ihn ein Bücherregal erschlagen und 1 Liter hochprozentige Tinte die Kehle verätzt. Er ist noch nicht in der Lage die Augen zu öffnen und sucht vorsichtig nach Fragmenten in seiner Erinnerung.

Nachdem der Wortinator abgeführt und Dingfest gemacht wurde, schmiss das Lesegroupie sich ihm an den Hals und lud ihn auf eine Brause ein, um sich für die Rettung des Lesers zu bedanken. Nun, Brause ist nicht das Getränk eines Bad Letters, aber für seine Fans muss man auch etwas erdulden können. Das Lesegroupie führte aber anscheinend heimtückisches im Sinn, denn ihm wurde nach dem ersten Schluck Brause schon ganz schwummerig.

Als er nach dem zweiten Schluck kaum noch Herr seiner Sinne war, führte ihn das Lesegroupie verführerisch lächelnd Treppe aufwärts in Richtung ihrer Gemächer, danach reißt Bads Erinnerung schlagartig ab. Was war nur geschehen? Augenblicklich überfiel ihn Panik und er war hellwach. Wo verdammt nochmal war er?

Er reißt die Augen auf und ein stiller Schrei entfährt seiner trockenen Kehle. Das Lesegroupie liegt splitternackt neben ihm. Fast splitternackt, denn ihr Körper ist von oben bis unten mit Textzeilen volltätowiert. Auf einer Brust steht „Als der erste Autor mit mir fertig war, fühlte ich mich wie vom Winde verweht“, Lyrischer kann man einen Quickie, hinterm Vorhang, nach einer Lesung kaum formulieren.

Bad schaut sicherheitshalber unter die Bettdecke, aber in der Schreibstube scheint noch alles Ok, auch wenn es sich etwas taub anfühlt. Na ja, er hatte schlimmeres hinter sich. Zumindest war das Lesegroupie noch ein jüngeres Modell und nicht schon auf der Ziellinie einer angestaubten Leserkarriere. Jetzt galt es aber erst einmal schleunigst zu verschwinden, bevor sie aufwachte, um einen Gedichte Nachschlag einzufordern.

Bad hatte gerade die Stiefel aus heiligem Papyrus an, als es gegen die Tür hämmert „Bad, Bad, wach auf, der Tintenkiller ist in der Stadt und will Rache für den Wortinator!“ „Scheiße, das hat mir gerade noch gefehlt!“ Denkt Bad sich. Der Tintenkiller war eigentlich ein alter Kumpel von ihm, der ihm in seiner schulischen Laufbahn oft den Arsch rettete, aber irgendwann fühlte er sich von Bad nur noch ausgenutzt und als Bad ihn nach dem Abgangszeugnis auch noch Vorwürfe machte, war es aus zwischen ihnen.

Jetzt war er also in der Stadt und es würde sicher zu einem Showdown kommen. Egal, ein Bad Letters ist immer gewappnet und irgendwann musste der Tag ja kommen. Gefasst erhebt er sich, als das Lesegroupie die Augen aufschlägt und ihn so verklärt anhimmelt, als hätte sie die Nacht einen ganzen Roman verschlungen.

Das Lesegroupie schreit lüstern nach Nachschlag, aber Bad Letters stürmt bereits aus dem Zimmer. Als die Türe ins Schloss fällt, fühlt er sich erleichtert, kein Wunder, hat er die vorangegangene Nacht doch eindeutig an Substanz verloren.

Showdown

Die Deputy, wartete bereits unten auf ihn, und klärt Bad über die aktuelle Lage auf „Tintenkiller ist im Salon und brüstet sich damit, wie er jeden Schund, den du je geschrieben hast, tilgen wird!“ „Na, das haben schon ganz andere behauptet und trotzdem ist das Internet voll mit meinen Ergüssen!“

„Ja, Bad, es war weise von dir, unter verschiedenen Pseudonymen zu schreiben, da bist du nicht so einfach zu killen!“ „Genau, und im Underground hält man auch seine schützende Hand über mich.“ „Was wirst du jetzt tun, Bad?“ „Ich werde Tintenkiller von der Bildfläche putzen, schließlich ist er nicht Bio und es gibt jetzt Rechtschreibkorrekturprogramme, da braucht ihn keiner mehr!“

„Man Bad, wenn ich doch nur genauso schlau wäre wie du!“ „Bist du doch, wenn nicht sogar noch schlauer, du vergraulst deine Leser schließlich nicht schneller, als du sie dazugewinnst!“ „Ja, das stimmt wohl, Bad, aber zu welchem Preis?“ „Hör auf zu philosophieren, Sweety, es ist wie es ist und es kann nur einen Bad geben!“

„Wo du recht hast, hast du recht, Bad! Wie willst du das mit Tintenkiller angehen?“ „Mit Logik!“ „Logik, Bad? Du sprichst in Rätseln!“ „Das liegt daran, dass du eine Frau bist!“ „Das ist ein Klischee!“ „Und warum weißt du dann die Lösung nicht? Hör mal Sweety, am besten setzt du dich auf deine zwei großen Buchstaben, während ich mich um Tinti kümmere!“

„Du bist ja so ein Arsch Bad!“ „Und das gerne! Na, zumindest triffst du einmal ins Schwarze. Setz dich einfach und wenn alles geregelt ist, trinken wir einen Bad-Cappuccino zusammen.“ „Was ist ein Bad-Cappuccino?“ „Ein Cappuccino, den ich trinke, aber du bezahlst Sweety!“ „Und wovon träumst du nachts Bad?“ „Ganz sicher nicht von dir. Ich muss los, wir sehen uns Sweety!“

Daraufhin verlässt Bad das Hotel und schlendert leger den Mainstream entlang. Augenblicklich ist totenstille und nur noch das Klappern seiner Bleistifte im Holster ist zu hören. Die Spießbürger verziehen sich in aller Stille in ihre Ehrenwerten Häuser, um bloß keine Aufmerksamkeit zu erzeugen.

Als Bad um die Ecke biegt, steht Tintenkiller bereits breitbeinig auf dem Mainstream und sein siegessicheres Grinsen vergeht ihm augenblicklich, als er die Bleistifte in Bads Holster erkennt. „Scheiße Bad, du hinterlistige Kanaille!“

„Hi, Tinti, lange nicht gesehen und falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ich habe mich deiner Macht längst entzogen. Die Tage sind längst vorbei, wo du meine einzige Rettung warst, du bist nur noch ein Relikt aus vergangenen Tagen!“ „Ja, aber..“ „Nix, ja aber, Tinti! Komm, wir gehen im Salon einen trinken, der Leser kann sich seine Pointe selbst ausdenken, ich kann ihm ja schließlich nicht alles vorkauen!“

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von ehemaliges Mitglied am 09.09.2024:
Kommentar gern gelesen.
Was für eine Fantasie! LG Gabi




geschrieben von Bad Letters am 10.09.2024:

Dankeschön Gabi, da hat mich ordentlich der Hafer gestochen! 😉

MfG
Bad Letters


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