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2xhab ich gern gelesen
geschrieben von Bad Letters.
Veröffentlicht: 01.09.2024. Rubrik: Märchenhaftes


Herbstgesicht

Noch tanzt der Sommer seinen letzten Reigen, bevor er endgültig aus seinen Schuhen schlüpft, um sich für einen langen Schlaf vorzubereiten. Er klopft an des Herbstes Türe, der schon sehnsüchtig auf ihn wartet. Eng umschlungen genießen sie ihre kurze gemeinsame Zeit. Wirbeln im Wechsel umher, bis sich das Gesicht des Sommers langsam verflüchtigt und das des Herbstes sich in ersten feinen Zügen zeigt.

Wehmütig entlässt der Herbst den Sommer aus seinen Armen und bettet ihn liebevoll zur Ruh. Mit seinem Freund, dem Wind, versucht er seinen Kummer im Spiel zu verlieren. Gemeinsam fegen sie über die Landschaft hinweg und rütteln und schütteln an den Bäumen. Von der Anstrengung verfärben sich seine Wangen rötlich und seine Haut erstrahlt in einem Hauch von Gold.

An seinen Fingern wachsen ihm die Früchte, die er so liebt, und er freut sich auf einen guten Schluck Wein aus den Trauben, die das Licht des Sommers für ihn eingefangen und konserviert haben, um es jetzt Tropfen für Tropfen preisgeben. Die Blätter lassen sich schwerelos vom Wind über die Landschaft tragen und singen im Fluge das Lied vom Werden und Vergehen.

Die erste Strophe ist dem Frühling gewidmet und als Mutter Natur ihm die Melodie schrieb, schöpfte sie aus dem Vollen und ließ die Noten wild umherspringen, dass es eine reine Freude war. Für die Sommermelodie fing sie die übermütigen Noten ein und der Sommer erklingt in einem majestätischen, pompösen Klang, der das Wirken des Sommers in jeder Nuance wiedergibt.

Die Herbstmelodie lebt von vielen kurzen, kräftigen Noten und welche Instrumente könnten diese besser zum Ausdruck bringen als die Pauken und Trompeten. Der Winter kommt düster daher und mit den Temperaturen fallen die Oktaven und die Noten werden länger und länger, bis sie sich in der Unendlichkeit der Stille verlaufen.

Mit dem letzten Ton schweben die Blätter feenhaft zu Boden und schenken dem Herbst ein letztes farbenfrohes Lächeln, bevor sie sich in die Obhut von Mutter Natur begeben. Die Melancholie des Geschehens legt sich in das Herbstgesicht und verleiht ihm das Aussehen, welches wir empfinden, wenn er mit zartem Hauch unsere Seele streift.

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