Veröffentlicht: 31.08.2024. Rubrik: Menschliches
Silben putzen
Zu oft wird die Sprache von mir nur lieblos in den Raum geworfen und diese Lieblosigkeit erspürt man beim Lesen jedes Wortes. Da wird nicht um Ausdruck gerungen, es wird nur die Hektik des Tages in Silben vervielfältigt.
Silben lieben die Zeit, die man ihnen angedeihen lässt, sie verhilft ihnen zu Glanz und einer Balance, die den Leser geradezu über den Text schweben lassen. Sprache ist Rhythmus und Melodie, sie verbinden sich mit dem Inhalt zu einer Einheit, die wunderbares entstehen lassen kann.
Ich muss mich ermahnen, mir wider diese Zeit zu nehmen, um nicht in der Beliebigkeit zu versinken, wenn ich es nicht schon längst bin. Gedankenversunken nehme ich mir die nächste Silbe vor, reibe sie sanft zwischen meinen Fingern und erspüre ihren Wert.
Ihr Wert ermisst sich nicht in Lesern, Likes oder Followern. Er bildet sich allein aus der Liebe, die ich bereit bin, ihr angedeihen zu lassen und ich weiß, sie wird sie mir dann, um ein Vielfaches erwidern und sich für ewig in meine Seele legen.