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geschrieben 2024 von Kargut (Kargut).
Veröffentlicht: 19.08.2024. Rubrik: Aktionen


Fliegen ( Aktion August )

Wie hat sich diese Form des Reisens doch in den letzten 50 Jahren geändert. Bis in die 70er gab es keine Sicherheitskontrollen und wenn, dann waren sie kurz und freundlich. Wer wollte, durfte dem Piloten, während des Flugs, einen Besuch im Cockpit abstatten. Stewardessen hatten Modelmasse und hätten leicht die meisten Kandidatinnen von GNTM in den Schatten gestellt. Stewardessen wurden bewundert und um ihren Arbeitsplatz beneidet. Heute spricht man despektierlich von „Saftschupsen“. Bis in die 80er gab es auch keine Limitierungen für Reisegebäck. Das kostenlose Speisenangebot war genießbar und ebenso selbstverständlich wie Raucherplätze in allen Fliegern. Als Hauptgewinn, für jeden Nichtraucher, galt ein Sitzplatz in der letzten Reihe des abstinenten Bereichs. Der Jackpot waren 3 Kettenraucher direkt dahinter. Auf Langstreckenflügen musste nicht explizit verdunkelt werden, denn bereits nach 2 Stunden war der hintere Bereich des Fliegers, in dem die Raucher Platz genommen hatten, in eine dichte Wolke gehüllt, die immer weiter nach vorne, in den Nichtraucherbereich vordrang. Zum Glück gab es auch damals schon Sauerstoffmasken, die von Asthmatikern, nicht nur bei technischen Notfällen, genutzt werden konnten.
Spirituosen wurden großzügig und kostenlos ausgeschenkt, was für eine lockere Stimmung in den fliegenden Kisten sorgte. Langweiler und Spielverderber, die den dringenden Wunsch verspürten zu schlafen, waren in der absoluten Minderheit und hatten damals – anders als heute – noch keine Lobby. Den Grad ihrer Verzweiflung signalisierten sie, indem sie die Flugbegleiter nach dem Notausgang fragten und nur unter Androhung von Gewalt davon abgehalten werden konnten, ihn zu benutzen.
Fliegen war purer Luxus und belastete die Urlaubskasse in einem sehr hohen Maße. Heute ist eine Tageskarte mit dem ÖPNV nur unwesentlich günstiger, als ein Flugticket nach Malle oder in die Türkei. Geschrumpft ist auch der Service. Ich warte auf den Tag, an dem die Passagiere ihre Koffer selbst verladen müssen.
Mein Bedarf an Flugreisen ist gedeckt. Die Erinnerungen daran sind genauso nostalgisch wie das Fliegerlied von Hans Albers:
Flieger, gruess mir die Sonne,
Gruess mir die Sterne und gruess mir den Mond.
Dein Leben, das ist ein Schweben
Durch die Ferne, die keiner bewohnt!

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