Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
3xhab ich gern gelesen
geschrieben von ORF.
Veröffentlicht: 07.07.2024. Rubrik: Satirisches


Kulturkritik!

Wider besseren Wissens habe ich es mir erneut angetan. Ich hätte beim letzten Mal schon lernen müssen das Oper nicht unbedingt gut für mein Gesamtempfinden ist. Der Arsch tut einem hinterher weh (vom langen Sitzen) und man beherrscht das Kamasutra nicht besser als zuvor
Am vergangenen Freitag, anlässlich der Thüringer Schlossfestspiele (in Sondershausen), habe ich die Oper `Turandot` von Giacomo Puccini „genossen", der über der Herstellung dieses äußerst aufregenden Werkes von seinen Zeitgenossen gegangen ist und welches von Franco Alfano aus eben diesem Grund fertig gestellt werden musste. Diese Entschuldigung, das Ableben des Originalkomponisten, sollte akzeptiert werden.
„ Genossen“ habe ich nur geschrieben, um nicht bei allen die dies lesen als absoluter Kulturbanause in Verruf zu geraten. Letztes Jahr tat ich mir an gleicher Stelle Cossi fan tutte (so machen es alle) an. An sich habe ich nichts gegen Opern nur dass da alles gesungen wird, in italienisch zu allem Überfluss. Gut die Übersetzungen ins Deutsche wurden seitlich eingeblendet und ich hatte mal mal eine verwandte Sprache gelernt, Spanisch um es genauer zu benennen, und das war doch schon etwas hilfreich bei der Übersetzung (beide sind romanischen Ursprungs, kommen aus dem alten Latein).
Aber diese aktuelle Handlung! Diese ganze Herz- Schmerz Schmierenkomödie! Das Geschehen hat man vorsichtshalber in das alte China verlegt. Da konnte man keinen mehr wegen Missachtung der Menschenrechte an den Karren fahren weil alle Beteiligten schon lange verblichen sind.
Eine, wahrscheinlich schon in der Kindheit massiv vorgeschädigte Prinzessin, hat allen Buhlen um ihre Gunst drei Rätselfragen gestellt und wer sie nicht zu ihrer Zufriedenheit beantworten konnte, wurde kurzerhand ums Leben gebracht, gemeuchelt, hingerichtet und zu allem Überfluss vorher vielleicht auch noch gefoltert. Ich denke auch in dieser Zeit hätte das keine Konvention der Welt gedeckelt.
Davon abgesehen dass die Prinzessin Turandot eine, will mal so sagen, doch recht eigenartige Kopfbedeckung (kurioser Helm) trug, hopsten da ständig drei absolut unmöglich gewandete Gesellen durch die Kante, versuchende, lügnerische missionierende Burschen, deren Bewegungssystem mal irgendwann einen Knacks erhalten haben muss denn sie zuckten, knixten und was weiß ich, ständig vor sich hin. Dann war sehr oft eine schwarzbekleidete Horde dort zu
sehen die sich immerzu ins Bühnenbild schob.. Dem Programm konnte ich entnehmen das dies irgendwelche arbeitslosen Koreaner waren (ich denke Südkoreaner) die da die Statisterie gaben und mit dem da Verdienten ihre Sozialstütze etwas aufbesserten. Ob die Auszahlung in Euro oder Won, der südkoreanischen Währung, erfolgte, entzieht sich meiner Kenntnis. Häufig trat auch ein Mann, mit einem Leinenkittel drapiert, auf, welcher mit chinesischen Schriftzeichen versehen war. Auf die Feststellung meiner Gattin das dies sicher gar nichts bedeutete hielt ich ihr entgegen das da stände: „Onanieren ok., aber niemals in öffentlichen Einrichtungen“ Auf die Schnelle war mir nichts Besseres eingefallen, da ich natürlich kein Chinesisch kann. Jedenfalls sprach meine bessere Hälfte vorerst nicht mehr mit mir. Dann waren noch diese rätselhaften Frauen die über die `Bretter, die die Welt bedeuten`, schlichen und eigenartige, kreisende, vielleicht magische Handbewegungen machten. Dazu stand nichts im Programm was uns darüber hätte aufklären können.
Letztendlich hat die chinesische Thronnachfolgerin (die in Wirklichkeit eine Koreanerin war, aber wer von uns Europäern kann diese Asiaten auseinanderhalten) doch noch einen Anwärter (Calaf, der unbekannte Prinz) erhört , nachdem sich dessen Geliebte, vor dem ganzen Publikum mit einem Messer entleibte. Eigentlich sah die viel besser aus als diese, doch recht pummelige und leicht vertrottelt erscheinende Turandot, aber, sie hat es eben aus Liebe zu Calaf getan. Nur hatte sie sich ihm gegenüber nie in dieser Richtung mal so richtig offenbart.
Sie hätte ja, weiß Gott, in einer dunklen Ecke die kurze Stichwaffe in ihren Körper stoßen können, aber nein, auf offener Bühne, für alle sichtbar? Im Publikum waren sicher einige Jugendliche, oder andere empfindsame Personen, die dies durchaus als Lehranweisung für einen Suizid verstehen konnten.
Wie auch immer, der Vater des erfolgreichen, zukünftigen chinesischen Kaiser sah äußerst ungepflegt aus (Timur der Tatarenkönig?), wurde aber ständig von dieser selbstmörderischen Dame begleitet. Vielleicht war er auch noch stark sehbehindert, also blind. Kann natürlich auch auf ein, sehr seltsames, Verhältnis hingedeutet haben.
Eine wirre Haartolle und ein zotteliger Vollbart. Der sah aus wie Gandalf der Graue, aus Herr der Ringe aber um diese Geschichte ging es gar nicht in diesem Spektakel.
Am Ende war ich jedenfalls froh dass ich endlich wieder nachhause fahren konnte. Zum Glück gab es keine Zugabe, wobei die Musiker vom Lohorchester eine tolle Musik zu dieser Oper spielte. Die hätten das verdient, allemal. Und um nicht zu vergessen, der Kinderchor, der ebenfalls im Hintergrund agierte sich aber am Ende der Veranstaltung wenigsten mal zeigen und sich beim Schlussapplaus mit verbeugen durfte. Die armen Wänster, mussten in ihren Ferien auch noch italienisch lernen!
(ORF)

counter3xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von Bad Letters am 09.07.2024:

Hallo ORF, mich kriegen ja keine 10 Pferde in die Oper oder in ein Musical, jetzt weiß ich auch wieder warum!

MfG
Bad Letters





geschrieben von Gari Helwer am 09.07.2024:

Auf ähnliche Weise (immerhin umsonst, da eingeladen...) habe ich "La forza del destina!" genießen (?) dürfen. War aber gar nichts unanständiges, mit Winden und so... LG




geschrieben von ORF am 16.07.2024:

Habe jetzt noch Sodbrennen von der ganzen Kultur!

Weitere Kurzgeschichten von diesem Autor:

Überlegung am Morgen:
Demse!
Wieder voll ins Näpfchen
Alte Freunde!
Da hast du den Bratsch!